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Malaysia

Kuala Lumpur Part I

Am Flughafen in Kuala Lumpur angekommen war ich erstmal überwältigt. Es war der mit Abstand modernste Ort, an den mich meine Reise bis dahin geführt hatte, und diese Aussage sollte sich auch für den Rest der Stadt bewahrheiten. Es war sauber, weitläufig, alles funktionierte, und es gab westliche Restaurants und Läden sowie englische Magazine und Bücher in Massen. Ich hatte Pipi in den Augen vor Freude, und stiefelte erstmal dorthin, wohin mich meine Nase an jedem Ort der Welt immer sicher führen wird: Zum örtlichen Starbucks. Um den Transport zum Hostel wollte ich mich später kümmern, das war alles zweitrangig. Erstmal wollte ich sitzen, meinen Kaffee mit Sojamilch trinken und das bunte Treiben aus Reisendne um mich herum beobachten – meine Lieblingsbeschäftigung.

Als der Kaffee ausgetrunken war, lief ich zum Busterminal und  buchte für umgerechnet 4 Euro einen Bus ins Stadtzentrum. Der war überraschend komfortabel, nur leider nicht mit einer Toilette ausgestattet, washalb ich mit meiner Dackelblase und dem großen Kaffe inklusive 1,5 Liter Wasser intus fünfzehn Minuten vor Ankunft beinahe explodierte. Wer jetzt lacht, ist schadenfroh. Das ist NICHT WITZIG Freunde. Also – hinterher dann schon, aber eben erst, wenn man ein stilles Örtchen aufgetan und sich seiner Probleme entledigt hat. So. So geschehen an der Endhaltestelle NU Sentral.

NU Sentral ist eine riesige Shoppingmall am Zentralbahnhof Kuala Lumpur, welche ich mit geschultertem Gepäck durchwandern musste, um zu meinem Zug zu gelangen. Ich war überwältigt. So modern, so ordentlich, so glänzend, so kapitalistisch, so – gewohnt. Es war das erste Mal seit ich weiß nicht wann ein Umfeld, in dem ich mich zu bewegen und zu benehmen wusste. Ich schwebte vorbei an H&M und Zara, an Starbucks und McDonalds, hinein in meinen Zug, wieder hinaus aus meinem Zug, vorbei an H&M und Zara, Starbucks und McDonalds (das ist der Nachteil an der geschichte: Die Innenstädte reicher Großstädte sehen doch recht monoton aus) und hinein ins Sunshine Bedz Backpackers, mein zu Hause auf Zeit.

Mein Abendessen bestand aus frischen Bananen, Erdbeeren und getrockneten Datteln, allesamt erstanden in einem Supermarkt (EINEM SUPERMARKT!!!) im Flughafen von KL. Das Leben war gut.

Was ich am nächsten Tag tat mögen einige von euch verstehen, andere mögen mich dafür verurteilen. Wisst ihr, wie und wo ich meinen Tag verbrachte? In einer Shoppingmall am Fuße der Petronas Towers. Ja, den ganzen lieben langen Tag. Beinahe. NACH einer brutal anstrengenden Stunde High Intensity Interval Training im nahe gelegenen Fitnesstudio morgens um 9. Danach aber.

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Ich streifte durch die Gänge, trank den in rauen Mengen vorhandenen Kaffee mit Sojamilch, unterhielt mich hier und da mit meinen Sitznachbarn. Brachte vier Stunden im Kinokunija zu. So. Kurzer Exkurs für all jene, die schon immer und ewig meine diversen Blogs verfolgt haben. Wer erinnert sich an das Wort „Kinokunija“? Hm? Na wer?

Vor über einem Jahr habe ich einen Tag länger als geplant in Sydney verbracht, weil mich ein Buchladen namens Kinokuniya einen soliden Tag lang in seinen Fängen hatte. Und nun stand sie plötzlich vor mir: Eine weitere Filiale des besten Buchladens der Welt. In der ich mal wieder zu viel Zeit verbrachte und dann aufgrund der Handgepäckbestimmungen von Billigairlines mal wieder nichts kaufte. Doch es war ganz wundervoll.

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Dann lernte ich Eric kennen. Eric aus den Niederlanden war gerade auf Geschäftsreise in KL und wurde bei Besichtigung des „Petrosains“-Museums  (einem Wissenschaftsmuseum, gesponsert von der Petronas Oil Company – ratet mal, was die noch so bezahlt haben) von einer freundlichen Platzanweiserin neben mir platziert, da wir beide alleine unterwegs waren. Am Ende des Museumsbesuches drückte Eric mir seine Visitenkarte in die Hand, falls mir am Wochenende langweilig werden sollte, er hatte auch nichts vor. So schnell gehts.

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Dann musste ich weiter. Um sieben Uhr war ich mit Elaine zum Abendessen verabredet. Wer Elaine ist? Hier die Kurzversion: Ein Freund aus Deutschland, Hendrik, war vor einigen Jahren für ein Jahr in Malaysia und hatte freundlicher Weise ein paar Tage zuvor via Facebook den Kontakt zu Elaine, einer Freundin von ihm aus Kuala Lumpur, hergestellt. Die hatte sich bereit erklärt, mir bei einem Abendessen mehr über die Gegend zu erzählen, und so sammelte sie mich wenig später mit dem Auto an einer Bahnhaltestelle ein und wir aßen mit den Händen indisches Abendbrot.

Malaysia ist sowieso ein wilder Mix aus diversen Kulturen. Sehr muslimisch, viele Inder & Chinesen, Tempel, Kirchen, Moschees. Alles auf einem Fleck. Die muslimische Prägung sorgte während meiner Zeit in Malaysia übrigens dafür, dass mir in meinen Shorts und T-Shirt durchgängig hinterhergerufen wurde. Ich war ganz sicher nicht als Einzige so gekleidet, und es gab immer Frauen, die noch deutlich weniger Haut bedeckt hielten als ich, trotzdem wurde ich täglich zwischen 10 und 20 mal angesprochen. Oder mir wurde hinterhergepfiffen oder gerufen oder was auch immer. Ich habe gezählt. Einmal wurde mir in die Hacken gespuckt. Verrückte Welt für eine wie mich.

Na jedenfalls gab es super leckeres, indisches Essen und zum Nachtisch auf der Straße (verzeiht den Ausdruck) richtig geilen Scheiß: Dosa (indischen Pfannkucehen) mit süßer Kokosmilch und Kokosblütenzucker. Viel besser wirds was Desserts angeht in meinem Leben wohl nicht mehr. Den Dosa und jeweils einen Tee für Elaine und mich gab es für umgerechnet einen Euro. Kann man also mal machen.

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Elaine und ich verabredeten uns für den kommenden Sonntag: Ich wollte den Batu Caves Tempel sehen, und Elaine wollte ihn mir zeigen. Dann setzte mich Elaine wieder an meinem Hostel ab, ich unterhielt mich noch eine gute Stunde mit Hafez, dem Ägypter im Bett unter mir, den ich mit meiner Heimkehr bei seinem abendlichen Gebet gen Mecca auf dem Hostelzimmerfußboden unterbrochen hatte,  und schlief dann seelenruhig ein.

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Am folgenden Tag durchwanderte ich Kuala Lumpur so gut es ging. KL ist weiß Gott keine fußgängerfreundliche Stadt. Es geht auch einfach niemand zu Fuß. Bürgersteige sind eine Rarität, und nicht selten findet man sich plötzlich am Rande einer vierspurigen Autobahn wieder, die zu übrqueren nur möglich ist, indem man zwei Kilometer an der Straße entlang läuft, um dann eine Überführung zu nutzen und exakt dieselben zwei Kilometer an der Autobahn wieder zurückzugehen. Kurzum: Man lässt es lieber und ruft resigniert ein Taxi.

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Ich besuchte den Butterfly Park (war ja jetzt Expertin was Butterfly Parks anging), den Park, indem er gelegen war, wanderte am Museum für islamische Kunst und an der Nationalmoschee vorbei und zurück zum NU Sentral, um Mittag zu essen. KL besteht zu 90 % aus Einkaufzentren. Tatsächlich gibt es über 200 davon in der Stadt, alles passiert in diesen Einrichtungen. Und das aus genau demselben Grund, aus dem niemand zu fuß geht: Es ist einfach zu heiß.

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Während unsere mitteleuropäischen Gemüter uns immer nach draußen treiben, sobald die Sonne scheint, um das „gute Wetter zu nutzen“, ist schlechtes Wetter hier eben nicht Regen oder Schnee oder Wind, sondern zu viel Sonne. So viel Sonne, dass man sich draußen kaum mehr aufhalten kann. Deshalb geschieht der Alltag in klimatisierten Zügen, Bahnhöfen, Fußgängerbrücken, Einkaufszentren. Wurde mir so erklärt, und erschloss sich mir nach meinem Fußmarsch durch die Innenstadt durchaus.

Zum Kaffee traf ich Sarah in einer der Caféempfehlungen von Elaine. Vielleicht erinnert sich jemand von euch daran, wie ich in meinem Sapa-Bericht aus Vietnam davon erzählte, dass ich mich einen Tag vor Abreise mit einer sehr leben Marokkanerin unterhielt, die gerade ihren Job in der Elfenbeinküste gekündigt hatte, um zu reisen, so wundervoll über einem Kaffee verquatschte…? Das war Sarah. Und die hatte (mal wieder über Facebook) mitbekommen, dass wir beide gleichzeitig in KL sein würden und mich gefragt, ob wir nicht nochmal einen Kaffee zusammen trinken sollten. Sollten wir. Und so versanken wie erneut mehrere Stunden bei guten Gesprächen und gutem Kaffee in einem Café in Chinatown. Nur dieses Mal nicht in Nordvietnam, sondern in Südmalaysia. Diese kleine, wundervolle Welt.

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Den Abend verbrachte ich aufgrund allgemeiner Erschöpfung in den angenhem Kühlen vier Wänden meines Hostelzimmers, wo mich eine meiner Mitbewohnerinnen freundlich dazu anhielt, das Museum für Islamische Kunst unbedingt auch mal von innen anzugucken. Also schrieb ich diese Aktion auf meine mentale Liste für den kommenden Tag, bevor ich irgendwann über meinem Buch einschlief.

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