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Bali: Ubud, Part I

Zweieinhalb Flugstunden dauert es vom International Airport in Singapur bis nach Denpasar, Bali. Mein Flieger war voll mit Touristen, hauptsächlich aus China, aber auch aus diversen europäischen Ländern, vornehmlich Frankreich und, ja, leider auch Deutschland. Allein während des Fluges hörte ich die Worte „Eat, Pray, Love“ drei Mal, was das balinesische Touristenklischee nur bestätigte. Kurz ein Wort zu „Eat, Pray, Love“:

Dieser internationale Bestseller von Elizabeth Gilbert ist ein ganz, ganz zauberhaft wundervolles Buch, welches ich hiermit jedem ans Herz lege, der kein Grundsatzproblem mit Geistlichkeit und Spiritualität hat. Wer den Fehler gemacht und die Verfilmung mit Julia Roberts geschaut hat, ohne das Buch gelesen zu haben, der hat sich wahrlich keinen Gefallen getan. Ich persönlich habe erst das Buch gelesen, und dann den Film geguckt und muss sagen, dass dieser Streifen ohne das literarische Hintergrundwissen der wohl mit Abstand langweiligste und längste Film aller Zeiten ist. Also nicht abschrecken lassen, Buch kaufen, lesen.

Na jedenfalls hat dieses Werk nach seiner Veröffentlichung und der darauf folgenden Popularität Bali zum Nummer 1 Urlaubsziel für alle werden lassen, die sich dringend mal selbst finden müssen. Wer mir schon ein bisschen länger folgt, weiß, dass ich ein Problem mit dem Ausdruck „Selbstfindung“ habe, und das hat sich durch meinen Aufenthalt auf Bali nur nochmal verstärkt. Dazu aber später.

Meine Ankunft auf Bali war in zweierlei Hinsicht etwas ganz Besonderes für mich. Erstens hatte ich die letzte Station meiner Reise erreicht, denn ich hatte (und habe) keinerlei Intentionen, diese Insel vor meiner Heimreise nochmal zu verlassen, zumal mein Flug nach Hause auch in Denpasar startet. Ich war also irgendwie angekommen. Und zweitens Markierte meine Einreise nach Indonesien einen weiteren Meilenstein für mich:

Land Nummer Dreißig. Dreißig. Dreißig Länder habe ich in meinen 21 Lebensjahren bereist, nicht mit einberechnet sind dabei natürlich die Staaten, durch die ich nur mal flüchtig durchgefahren bin oder in denen ich eine Nacht auf dem Flughafen verbracht habe. Wen interessiert, wo ich schon so war, der kann gerne mal oben in der Menüleiste auf „Wo ist Klara?“ klicken. Da steht zum Einen immer mein aktueller Aufenthaltsort und zum Anderen seht ihr eine Weltkarte und eine Liste mit all den Ländern, von denen ich bereits mehr oder weniger sehen durfte. Jedenfalls ist Dreißig eine große Nummer für mich, und so freute ich mich doppelt, als mir der balinesische Grenzbeamte den kritischen Stempel in meinen immer voller werdenden Reisepass drückte.

Ich besorgte mir einen Kaffee und ein Taxi nach Ubud. Was die Infrastruktur betrifft ist auf Bali nicht so richtig viel los, und da alles sehr nah beieinander liegt, nimmt man eben ein Taxi. Umgerechnet 15€ kosteten mich die zwei Stunden Fahrt, was absolut gesehen zwar viel Geld, relativ betrachtet jedoch ein verdammt gutes Preis-Leistungs-Verhältnis war. Übirgens liegt Ubud 23 Kilometer von Denpasar entfernt. Nur um euch mal zu verdeutlichen, wie schnell man auf den engen, kleinen Straßen hier auf Bali so vorankommt.

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Nachmittags um 4 erreichte ich mein Homestay, „Bagus Homestay“ nicht weit vom Palast in Ubud und damit sehr innenstadtnah gelegen. Hier hatte ich mir für die erste Woche ein Privatzimmer gebucht, weil ich auf Bali erstmal nur meine Ruhe haben wollte. Ich wollte essen, spazieren gehen, lesen, ausschlafen und jeden Tag zum Yoga gehen. So der Plan, den ich in den folgenden Tagen verwirklichen sollte.

Und tatsächlich tat ich während meiner Tage in Ubud wenig Aufregendes, vor allem im Vergleich zu meinen Abenteuern in Kuala Lumpur und Singapur – und das war gut so!

Ich ließ mich morgens von der Sonne wecken und verbrachte die ersten zehn Minuten nach dem Aufwachen damit, im Schneidersitz in meinem Doppelbett mit weißer Bettwäsche zu sitzen, „Call me Al“ von Paul Simon in Dauerschleife zu hören und breit zu grinsen. Versucht das mal! Gefolgt wurde dieses erste Ritual von einem Tanz ins Bad, wo ich dann mit meiner Zahnbürste im Mund John Travolta-mäßig vor dem Spiegel umhersprang. Das dann meistens zu „Glass of Champagne“ von Sailor. Dann gab es Frühstück, serviert von derselben, konstant breit grinsenden Balinesin, die jeden Tag mein Zimmer ausfegte. Ein großer Teller frischen Obstes, der von mir auf meiner Terasse verspeist wurde, mit Blick auf den kleinen Brunnen und die Palmen und Farne vor meinen bodenlangen Fensterzimmern, während ich entweder ein Buch las oder ein Hörbuch hörte. Jenes war der Ausblick:

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Irgendwann wurde es Zeit, zum Yoga zu laufen. In diesen Momenten schulterte ich meinen Rucksack, hüpfte die Treppen herunter, durch unseren Garten, vorbei an der Familie, die täglich im Schneidersitz unten am Eingangstor saß und kleine Schalen aus Bananenblättern faltete.

„Guten Morgen allerseits!“

„Guten Morgen! Wie geht es dir?“

„Hervorragend! Und euch?“

„Gut gut! Wohin gehtˋs?“

„Zum Yoga, mal wieder.“

„Wie immer. Jeden Tag gehst du zum Yoga! Viel Spaß!“

„Danke, bis später!“

„Bis später!“

Bevor ich durchs Tor und auf die Straße verschwand. Je-den Morgen. und jedes mal, wenn ich wieder nach Hause kam, saß dieselbe Familie da, grinste mich an, ich grinste sie an, und sie fragten mich, wie mein Tag gewesen war.

Auf meine Yogastunden folgte zumeist ein Mittagessen. Im Grunde ernährte ich mich in Ubud zu 80% von Frischobst, einfach, weil es so lecker und so einfach war. Ganz sicher nicht aus Mangel an Alternativen, Ubud bietet nun wahrlich genügend Möglichkeiten für Veganer. Brownies, Curries, Avocadotoast, Nudelgerichte, Salate. Ab und wann gab es für mich veganes Schokoladeneis bei „Gelato Secrets“, kombiniert mit einem für mich neu entdeckten Eisgeschmack: Pinke Drachenfrucht mit Zimt. Das, liebe Freunde, war das Paradies.

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Nach dem Mittag machte ich zumeist zwei Stunden Pause auf meinem Bett. Las, schrieb, hörte Musik, bis die Mittagssonne nicht mehr ganz so fatal auf den Schultern brannte und ich mich wieder vor die Tür wagen konnte.

In Ubud erledigte ich alles zu Fuß. Ja, ich kann Roller fahren und ja, die sind hier in Indonesien auch super günstig, aber mir war irgendwie nach gehen. Ihr kennt mich ja. Dabei kam mir hin und wieder mein Hang zum Powerwalken in die Quere – die Innenstadt Ubuds war doch leider zum Bersten gefüllt mit Touristen (hauptsächlich eben Franzosen und Deutsche, mit dem vereinzelt auftauchenden Australier), und 50cm breite Bürgersteige voll mit schlendernden Franzosen vertragen sich nicht gut mit einer Klara, die durch die Straßen zieht als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Wann immer ich mich also durch die Hauptstraßen Ubuds manövrieren musste, verkamen meine Spaziergänge zu Zick-Zack-Hürdenläufen, bei denen ich in unregelmäßigen Abständen vom Bürgersteig auf die Straße und wieder auf den Bürgersteig hüpfte, immer begleitet vom obligatorischen „Excuse me“, um mich vor dem Zorn meiner Mitmenschen zu schützen.

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Jedenfalls trugen mich meine Füße so von einem Ende der Stadt ins Andere. Entweder zum Einkaufen in den Supermarkt oder zu „Bali Buda“, einem wunderschönen, kleinen Bioladen der lokale Köstlichkeiten und vegane Notwendigkeiten anbietet – das hausgemachte Müsli war der Hammer. Oder zu einem der Restaurants, von denen ich vorher online so viel gelesen hatte. Oder eben auf einen Ausflug.

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Ich hatte mir vorgenommen, täglich einer Freizeitaktivität nachzugehen, und ich muss sagen, das ist mir während meiner Zeit in Ubud auch ganz gut gelungen. Folgendes.

Am ersten vollen Tag beschritt ich den Campuhan Ridge Walk, einen recht populären Wanderweg, gelobt für seine schönen Ausblicke auf Ubuds Häuser und Palmen. Nur etwa 2,5 Kilometer lang ist eine Strecke, was aber auch ganz gut war, denn bei all der schönen Aussicht gibt es eben leider wenig Schatten, weshalb jeder weitere Kilometer wahrscheinlich eher unangenehm geworden wäre.

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Ich ließ mir Zeit mit dem Spazieren. Blieb hier und da stehen, machte ein paar Fotos, oder stellte mich einfach zwei Meter neben dem Weg ins kniehohe Gras, ließ meinen Rucksack neben mir auf den Boden fallen, stämmte die Arme in meine Hüften und guckte in die Ferne. Toll. Ich war auf Bali. Auf Bali, verdammt! Der Wind ließ die Palmen sanft hin- und herschaukeln, ab und wann kühlte mich eine Brise, ich konnte gehen, und war im Großen und Ganzen sehr Glücklich.

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Warum? Nun, sagen wir einfach, mit meinen fröhlichen Morgenden, dem Yoga, dem guten Essen und meinen Stadtwanderungen hatte ich meine Wohnung aufgeräumt und einen Schokokuchen gebacken. Wenn ihr wisst, was ich meine.

An Tag Nummer zwei ging es in den Monkey Forest – den Affenwald in Ubud. Wie ihr nun alle wisst würde ich kein Geld mehr für Zoo-, Tierpark- oder Aquariumsbesuche ausgeben, doch der Affenwald Ubud ist tatsächlich einfach nur ein Park, in dem zufällig viele Affen frei herumhüpfen und wo es sich ein paar gute Menschen zur Aufgabe gemacht haben, diese Affenpopulation zu schützen. Noble Sache dachte ich, zahlte die zwei Euro Eintritt und lief los.

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Eine Stunde lang schritt ich durch einen dichten Urwald, ab und wann kam mir eine alte, verfallene Tempelanlage unter, und durchgängig hüpften ein paar freche Affen um mich herum und untersuchten genau, ob ich nicht eventuell wie die anderen Touristen auch eine Banane in der Hand hatte. Hatte ich nicht.

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Vielleicht war das der Grund dafür, dass ein besonders frecher Zeitgenosse konstant versuchte, mir meine Ohrringe abzunehmen. Aber nicht mit mir! Wann immer dieser Kollege mal wieder einen Versuch startete, fing ich einfach an, mich wild im Kreis zu drehen. Man sollte die kleinen Affenkerlchen ja nicht gegen sich aufbingen oder irgendwie hart anfassen (schwarfe Zähnchen haben die leider schon), also machte ich mir einfach die Fliehkraft zu Nutze und drehte so lange Pirouetten, bis Herr Affe langsam von meinem Kopf über meine Schultern auf meinen Rucksack rutschte, von wo aus erst seine Beinchen nach nach außen flogen, dann eine Hand den Halt verlor und schließlich auch der Mittelfinger der zweiten Hand von meiner Rucksackschnalle schnippte und der Beinahe-Dieb mit einem verärgerten Schrei in einem nahe gelegenen Busch landete. Dieses Spiel wiederholten wir drei Mal, bis der gute Herr endgültig verstanden hatte, dass es bei mir nicht viel zu holen gab bis auf eine Karussellfahrt mit unsanftem Ende.

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An Tag Nummer drei tat ich nichts. Also, ich tat natürlich viel, wie weiter oben beschrieben ging ich zum Yoga und kaufte ein und durchschritt die abgelegeneren Gebiete Ubuds, aber ich ging keiner ausgewiesenen Aktion nach. War ein schöner Tag.

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An Tag Nummer vier besichtigte ich den Palast in Ubud und den Saraswati-Tempel. Beides sehr schön, wie irgendwie alles auf Bali. Diese Aktion nahm nicht gerade viel Zeit in Anspruch, ließ damit aber genug Raum in meinem Tag für einen Kaffee mit Sojamilch und ein Date mit meiner Tastatur, um einen neuen Blogpost zu verfassen. Auch ganz schön.

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An Tag Nummer fünf wartete das Museum Puri Lukisan auf mich. Wer errät es? Hm? Na? WAS für ein Museum?

Richtig. Das Museum für zeitgenössische, baliniesische Kunst. Was auch sonst. Dieses haute mich zum ersten Mal nicht aus den Socken. Vielleicht bin ich eine Kulturbanausin um Schafspelz oder einfach ein Kunstmuseums-Snob, aber mir waren das zu viele identisch aussehende Werke zusammengepfercht auf zu engem Raum. Egal, ich besah alles so genau wie irgend möglich, las die Beschreibungen und versuchte, ein bisschen mehr baliniesische Kultur zu verstehen. Das gelang mir mehr oder minder gut, trotzdem war ich bei Verlassen des Museums froh, mal da gewesen zu sein. Lerneffekt: Ich bin kein Fan zeitgenössischer, balinesischer Kunst. Es ist ja immer schon ein Fortschritt wenn man weiß, was man NICHT mag.

An Tag Nummer sechs, meinem vorerst letzten Tag in Ubud, beschloss ich, den seltsamen Schildern zu folgen, die von Ubuds Hauptstraße aus in enge Gässchen deuteten und mit den „Ubud Reisfeldern“ warben.

Ich schmiss mich also in meine Sportschuhe, stöpselte mir ein bisschen Gute-Laune-Musik in die Ohren und machte mich auf den Weg. Gott-sei-Dank.

Nach verwirrenden zehn Minuten, in denen ich über einen Trampelpfad durch etwas lief, was wie die Hinterhöfe aller Touristenrestaurants der Stadt aussah, landete ich schließlich – wie angekündigt – in den Reisfeldern von Ubud. Und was besseres hätte mir vermutlich nicht passieren können.

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Es war so wunderschön. Endlich, nach sechs ganzen Tagen, verstand ich den Hype um Ubud. Riesige Palmenn säumten meinen Weg, links und rechts von mir erstreckten sich sattgrüne Reisterassen, in denen Bauern bis zu den Knien im Schlamm standen und sich um ihre Pflanzen kümmerten. Am Horizont rahmte dichter Wald die Szenerie ein, hinter welchem strahlend blauer Himmel ein Dach über die Landschaft und mich spannte. Am Wegesrand saßen hin und wieder ein paar Bauarbeiter, die zu fünft Aufgaben für zwei erledigten, Künstler, die ihre Geälde an den Mann zu bringen versuchten oder die Besitzer der Restaurants, Gasthäuser und Galerien, die hin und wieder neben mir auftauchten.

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Auf den Ohren das „Rondo Finale“ von Friedrich Gulda, ein Garant für ein Grinsen auf dem Gesicht, hüpfte ich – ja, ich hüpfte, zumindest zeitweise, einfach, weil ich es konnte – durch die Reisfelder und verteile High-Fives an die Baliniesen, die mich immer so freundlich vom Straßenrand aus angrinsten.

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Irgendwann stoppte ich neben einer älteren Frau, die mit dreckigen Füßen und nur noch vereinzelt vorhandenen Zähnen auf dem Boden saß und mit einer Machete eine Kokosnuss bearbeitete.

„Wollen Kokusnuss trinken?“ sie grinste ihr breitestes, zahnloses Lächeln. Wie konnte ich da nein sagen?

„Sicher.“

Die Dame lachte, sprang auf, wühlte eine frische Kokosnuss aus einem Jutebeutel hinter sich und machte sich dann wieder daran, dieses Geschoss von der Größe eines Kinderkopfes für mich zu öffnen.

Nach zwei Minuten fingen ihre alten Ärmchen an zu zittern, weshalb sie ihren Mann zur Hilfe rief. Ich fiel beinahe hinten über, als der plötzlich aus der Kokosnusspalme neben mir auf den Boden plumpste und anfing, meine Kokosnuss zu bearbeiten.

Er war erfolgreicher als seine Frau, reichte mir ein bisschen des Fruchtfeisches, das beim Öffnen abgefallen war. Die alte Dame hatte inzwischen irgendwo her einen knallroten Strohhalm gezaubert, und so war ich wenig später ausgerüstet mit meinem Wegproviant.

Ich bezahlte den Beiden doppelt so viel Geld, wie sie von mir verlangt hatten, bedankte mich, die beiden lachten, ich lachte, und zog mit meiner Kokosnuss von Dannen. Eine sehr leckere Kokosnuss war das im Übrigen.

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Der Weg führte mich immer weiter weg vom hektischen Touristentreiben der Innenstadt, bis ans Ende der Reisfelder und den Rand eines Waldes. Ein Wald! Der kam mir nun wirklich sehr gelegen, die Sonne stand doch sehr hoch am Himmel und Reisfelder werfen nicht gerade zuverlässig Schatten. Bald war alles, was ich noch sehen konnte, sattgrüne Flora. Neben mir floss ein kleiner Fluss und es war auffällig ruhig. Also, es war auch vorher schon nicht laut gewesen, aber in Wäldern herrscht überall immer eine so angenehm gedämpfte Stimmung.

Angekommen. Ich fühlte mich angekommen. Warum? Weil mich mein Waldspaziergang auf die bestmögliche Art und Weise an zu Hause erinnerte. Auch, wenn die Bäume hier etwas anders aussahen, so waren das Grün, die kühlen Brisen und das Plätschern des Wassers neben mir dem Selketal an einem heißen Sommertag doch verdammt ähnlich.

Ich blieb also kurz stehen, sah aufs Wasser, und sprach die üblichen Worte.

„Danke. Danke danke danke danke danke danke danke und danke.“

Dann machte ich mich auf den Heimweg. Sprang an einer Flachen Stelle über das Flüsschen und durchquerte ein weiteres Mal die Reisfelder, bis mich der Weg irgendwann wieder an der Hauptstraße Ubuds ausspuckte.

An Tag Nummer sieben verließ ich meine kleine Oase. Mein Zimmer mit dem großen Deckenventilator und den weißen Laken, meine kleine Terasse mit dem wackeligen Stuhl und dem Tischchen, auf dem jeden Morgen ein Teller frischen Obstes auf mich gewartet hatte. Die Familie unten am Eingangstor, die mit ihrer verlässlichen Fröhlichkeit jeden Morgen zu einem besonderen Morgen hatte werden lassen. Die zwei Hunde, die jedes Mal erst gebellt und dann mit dem Schwanz gewedelt hatten, als ich nach einem langen Tag wieder nach Hause gekommen war.

Mit all meinen Habseligkeiten auf dem Rücken lief ich ein letztes Mal die Treppenstufen zur Straße herunter.

„Ooh! Gehst du weg?“

es war die kleine, dünne Balinesin, die Tag ein Tag aus mit der rechten Hand Bananenblätter gefaltet und mit der linken Hand ihr einjähriges Kind bei Laune gehalten hatte.

„Ja, ich gehe jetzt.“

„Wohin?“

„Canggu.“

„Oh! Da wollte ich auch schon immer mal hin!“

„Warst du noch nie?“

„Nein. Nur Ubud. Ich will aber das Meer sehen.“

„Bestimmt. Du schaffst es bestimmt.“

„Vielleicht.“

„Bestimmt.“

„Okay. Auf wiedersehen!“

„Tschüss! Hab einen schönen Tag!“

Und dann stapfte ich, schwer bepackt mit Dreckwäsche und Gedanken, zum Taxistand. Es ging nach Canggu. Das Meer sehen.

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4 Antworten auf „Bali: Ubud, Part I“

Wir werden reichlich Diskussionsstoff über das Sich Finden haben!
In den von dir beschriebenen Reisfeldern stand unsere Hütte und es gehörte ständig die Musik dieser Bambusrasseln dazu.
Die habe ich bis jetzt im Ohr.Wann fliegst du ins Selketal????

Hallo liebe Klara, zum Ende deiner Reise oute ich mich als heimlicher Leser deiner Blogs. Es war immer sehr faszinierend deine Reise mit zu erleben. Aber manchmal habe ich mir doch Sorgen um deine Mutti gemacht ….aber es ist ja alles gut gegangen…..
Ich bin auch sehr überrascht, dass es überall so leckeres und vielfältiges veganes Essen gibt!
Ich wünsche Dir noch schöne glückliche Resttage am Strand von Bali und ich würde mich freuen, wenn du im Februar wieder Zeit zum Schminken hast
Viele liebe Grüße aus Westdorf

Das waren auch für uns sieben wohltuende Tage an Deiner Seite, so viel Harmonie und innere Zufriedenheit sprach aus Deinen Zeilen.
Wir haben Dich dabei richtig lieb gehabt! Schade, dass es nun dem Ende zugeht. Aber auch das Selketal und seine Anreiner werden
Dir künftig fest und lieb verbunden bleiben, insbesondere, nachdem sie so viel mit Dir teilen durften: Danke, danke, danke, danke !

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