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Thoughts

Nachtrag: Was mache ich hier?

Dieser Text steht unter dem Datum 27. März 2017 in meinem großen Tagebuch, in dem sich gerne mehr oder minder öffentlichkeitstaugliche Gedanken ansammeln.

Die ersten sonnigen Tage in Berlin. Sie bringen die Hipster auf die Straßen, die Tische auf die Gehwege, die Menschen auf die Straßen und mich in melancholische Stimmung. Die von mir vormals immer für einen Mythos gehaltene Quarterlife-Crisis zieht mich immer öfter in ihren Bann, erinnert mich an die Tage, an denen auch ich einer sozialen Gruppe angehörte, mit deren Mitgliedern ich mich auf eine Flasche Bier im Park zu treffen die Möglichkeit gehabt hätte. Diese Jahre sind vorbei, statt Plastenerz in Kreuzberg ist es der Dielenboden in Moabit geworden, was sagt man dazu. Da macht sich, wenn man nicht aufpasst, schon mal diese Schwermütigkeit breit, von der immer alle reden.

Doch nicht mit mir, nein nein!

Wenn meine Geschichte mich eines gelehrt hat, dann wohl, dass ich schon immer anders war. Das war zwar nur selten beabsichtigt, aber immer der Fall. Was immer alle taten, Klara machte es anders. Haare kurz, Haare rot, keine Gepäckaufgabe, Flüge statt Klamotten, einfach machen statt planen, und egal, wie man dabei aussieht. Darf ich Ihnen kurz meine Kamera ins Gesicht halten? Könnten Sie eben mein entzündetes Bein in Plastik wickeln? Antibiotika nehme ich lieber nicht, auch nicht den Schweinebraten. Dafür drei Bananen, danke. Club? Eigentlich lieber Ölmalerei. Und können wir statt über Männer nochmal kurz über das Leben sprechen? Ich koch nur schnell den siebten Kaffee, das Bier ist für dich.

So war es nunmal schon immer.

Und jetzt, da vom Kaff nach Kreuzberg ziehen und in ärmlichen Verhältnissen wohnend semi-intellektuell das System kritisieren die aktuelle Mode geworden zu sein scheint, habe ich ohnehin so verkopfter Mensch mit niedriger Toleranzschwelle für populärwissenschaftlich aufgeklärte Sozialexperimente eine Altbauwohnung in Moabit bezogen.

Ist schön hier.

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