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Vietnam

Dalat Part I

Die Busfahrt von Saigon nach Dalat verlief überraschend reibungslos. Witziger weise trafen wir im Bus das Britische Pärchen, das damals auch schon mit uns von Phnom Penh nach Sihanoukville gefahren war – die Reiserouten ähneln sich hier nunmal oft. Allerdings war es das dann auch an europäischen Reisenden in unserem Bus. Offenbar ist Dalat doch nicht so das Nummer 1 Ziel für Backpacker, was mir sehr gut in den Kram passt. Ich habe auch eine Vermutung, weshalb das so ist:

Dalat liegt im südlichen Hochland Vietnams und wird auch „Die Stadt des ewigen Frühlings“ genannt. Hier herrschen nämlich deutlich angenehmere Temperaturen als im tiefer gelegenen Rest des Landes, immer so zwischen 20 und 28 Grad. Genau mein Ding also. Als wir in Dalat ankamen, regnete es. Wir lehnten dankend das Angebot eines einzelnen Motorradfahrers ab, sowohl Esther als auch mich inklusive all unseren Gepäcks in einem Schwung zu unserem Hostel zu chauffieren und teilten uns stattdessen ein Taxi mit den beiden Briten. Das kostete für Esther und mich dann jeweils noch 15.000 Dong, also umgerechnet ca. 60 Cent, war also durchaus zu verkraften, und wir kamen trockenen Fusses an unserem Hostel an.

Bei unserer Ankunft war es bereits 17:00 Uhr, und so passierte an diesem Tag nicht mehr viel. Wir hatten ein sehr nicht-vegan anmutendes veganes Abendessen – einen Teller voll mit Reis und etwa sieben Sorten verschiedener Fleischersätze (darauf stehen die hier voll, wer braucht schon Gemüse) und schlenderten etwas durch die Innenstadt. Dort war an jenem Abend ordentlich Halligalli, die Kinder haben gerade Schulferien und irgendein Festival schien in der Stadt zu sein. Jedenfalls war Trubel, und den geniesse ich ja bekanntlich sehr.

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Am nächsten Morgen stand actionreiche Bespassung auf dem Plan: Canyoning. Das tolle an dem kühlen Wetter hier in Dalat ist ja, dass man plötzlich wieder gewillt ist, sich körperlich zu betätigen. So standen um 10 Uhr zwei Junge Männer vom Highland Sports Travel vor unserer Türe und sackten uns ein. Eine halbe Stunde später waren wir zu zwölft: Ein Chinese, zwei Schwedinnen, ein Deutscher, sechs Briten, Esther und ich sollten an diesem Tag das Canyoningteam „Bababa“, benannt nach unserem Guide, bilden. Auf einem Parkplatz ausserhalb der Stadt wurden wir alle gebeten, unsere Kleidung abzulegen (macht man hier so, stört keinen) und uns in die noch feuchten Neoprenanzuege zu schmeissen, die uns kurz zuvor angereicht worden waren. Wenige Minuten später trug ich nicht nur einen Neoprenanzug, sondern auch ein Klettergeschirr, eine ebenfalls sehr feuchte Schwimmweste, einen grell orangen Helm und klamme Handschuhe. Und ich musste aufs Klo. Doch dafür waren jetzt weder Zeit noch das akrobatische Können vorhanden.

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Es folgte eine kurze Einführung ins sich selbst Abseilen. Ja, mensch, hier hilft keiner! Hier kriegst du dein Klettergeschirr, dein Seil und 20 Minuten Einführung an der Bordsteinkante und dann ab dafür. Dann bist du BESTENS dafür gewappnet, dich selbst an 16 Meter hohen Wasserfällen herabzuseilen. Jawohl! Auf diese Weise hervorragend vorbereitet stiefelten wir also los. Vor uns lagen 5 Stunden Canyoning. Ich halte die Highlights fest.

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Den Anfang machten drei Felshänge, an denen wir uns abseilen muss… durften. Danach waren die ersten 2 Stunden verstrichen und meine Armmuskulatur praktisch für den Tag verschlissen.

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Fuer die nächste Station war dann Gott sei Dank keine Muskulatur mehr von Nöten: Watersliding. Ein schoenes Wort um folgendes zu umschreiben: Rückwärts, also mit dem Kopf zuerst, auf dem Rücken liegend einen tosenden Wasserfall hinabschlittern. Solltet ihr mal in eine solche Situation geraten, hier ein guter Tipp von unserem Guide: „You not hurt when body soft like a noodle.“, wörtliche Übersetzung: „Du nicht verletzt wenn Körper weich wie eine Nudel.“  Na. Wenn ich was kann, dann wohl Körper weich wie eine Nudel. Und so gelang es mir tatsächlich drei Mal, beim letzten Mal sogar im Tandem, unversehrt diesen Wasserfall herunterzuschliddern. Hat dann richtig Spass gemacht. Das Bild zeigt auch deutlich, wie gut mir die Umsetzung des „Relaxed like a noodle“-Konzepts gelungen ist.

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Nach dieser Aufregung liessen wir uns, in unseren Schwimmwesten hängend, ein paar Meter den Fluss hinunter treiben, liefen dann noch ein wenig querfeldein durch den Wald und kamen irgendwann an einer Felsebene an, die sich hervorragend als Picknickplatz anbot. Es gab belegte Brote (auch mit Tofu!) und frisches Obst – beste Canyoning-Mahlzeit, wenn ihr mich fragt.

Danach folgten die beiden wahrlich grossen Herausforderungen des Tages für mich. Nummer 1: Klippenspringen. 7, 9 oder 11 Meter. War mir irgendwie alles zu hoch. Alles, was ich mich bis dahin mal gewagt hatte, war ein Sprung vom Dreimeterbrett im Schwimmbad im zarten Alter von 8 Jahren. Und dabei war es all die Jahre auch geblieben. Bis vorgestern. Da stand ich plötzlich im vietnamesischen Wald auf einer Klippe neben einem Wasserfall, hinter mir eine jolende Menge mutiger Rucksacktouristen und vor mir ein… See. Chen. Mehr ein Tümpel. Als der Rest des Teams dann anfing, hinter mir wie wild zu grölen, um mich zum Springen zu bringen, hatte ich ploetzlich nicht mehr das Gefuehl, tatsaechlich eine Wahl zu haben – und sprang.

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Mehr als sieben Meter waren an diesem Tag nicht drin, die dafuer aber gleich zwei Mal. Hat schliesslich richtig Spass gemacht, doch war, wie sich herausstellte, nicht die groesste Herausforderung des Tages. Vor der stand ich kurz darauf. Nummer 2: Die Waschmaschine. 5 Meter an einer Wand entlang laufen um sich dann, frei baumelnd, selbst in einen Wasserfall abzuseilen, so lange, bis das Seil zu Ende ist, um dann einfach loszulassen und sich die restlichen zwei Meter vom Wasser durch die Felsen in ein kleines Becken spülen zu lassen. Völlig unproblematisch natürlich. Nicht. Doch ich habs überlebt.

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Nachdem der Canyoningspaß vorüber war, wurde erstmal ein Powernap gehalten, der war mehr als nötig. Vor allem, weil wir am selben abend noch mit unseren neu gewonnenen Freunden den Briten (London, Medizinstudenten im vierten Jahr) in der 100 Rooftop Bar hier in Dalat verabredet waren. Auf Trip Advisor die Nummer 1, das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Taten wir auch nicht, und das war gut so.

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Ich könnte jetzt versuchen, wiederzugeben, was an diesem Abend so alles pasiert ist. Doch ich fürchte, dass mein Vokabular leider nicht dazu ausreicht, all die Kuriositäten und skurrilen Zwischenfälle, die diese Nacht mit sich brachte, angemessen in Worte zu fassen. Involviert waren ein Labyrinth, ein geheimes Treffen mit dem Manager der Bar, Pilze (nicht für mich, keine Sorge) und nicht zuletzt eine aggressive Jackfrucht mit Namen Brian. Nähere Auskünfte können gerne bei mir persönlich erfragt werden.

Kurzum hatten wir einen super Abend, und ich muss sagen, dass ich bis jetzt echt begeistert von Dalat bin. Auf dem Heimweg von der Bar musste ich mir – man stelle sich das vor – sogar eine dünne JACKE anziehen, um nicht zu frieren! Die folgenden Tage in Dalat waren nicht weniger ereignisreich, doch von denen erzähle ich beim nächsten Mal. Bis dahin!

2 Antworten auf „Dalat Part I“

Starke Bilder, Bamboo-Train wäre ich gern dabei gewesen, bei Deiner letzten Aktion bin ich voll raus – never – die natürlich weiterhin viel Spass

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