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Vietnam

Phong Nha – Ke Bang

Am nächsten Tag kamen wir nicht vor 12 los. Manchmal ist das so. Dann braucht der eine noch Bargeld, der nächste dringend einen Kaffee und ach! Da steht man da und wartet auf seinen Kaffee und die USA spielen gerade Fußball gegen Ecuador. Wie das immer so ist.

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Noch eben tanken.

Um 12 hatten wir uns dann aber endlich gesammelt, ich hatte mir wieder einen Roller organisiert und es ging los – durch den Nationalpark in Richtung Dark Cave. Die Landschaft war mal wieder atemberaubend schoen. Ich weiss wirklich nicht, wie Vietnam es schafft, sich staendig selbst zu ueberbieten, aber es klappt.Ich fuhr ueber Schotterpisten, zehn Sorten exotischer Schmetterlinge kreuzten hier und da meinen Weg, genau so wie die ein oder andere Kuhfamilie, die gemuetlich muhend die Wege entlangschritt und die Strassenraender abgrasste. Links und rechts von mir erhoben sich steile Felsen weit in den Himmel, zur einen Haelfte grau vom Felsgestein, zur anderen Haelfte dicht bewachsen mit einem satt gruenen Wald aus Palmen, Farnen, Moos und Flechten. Und ich kurvte mittendurch, bergauf, bergab, und hatte mal wieder einen Heidenspass am Leben. Es ist einfach wundervoll. Punkt. Freunde, packt eure sieben Sachen (nicht mehr!) und fliegt weg. Egal wohin. Alleine. Und ihr werdet sehen, euch passieren die grossartigsten Dinge. All das, wovon ihr nie gedacht hattet, dass es euch wiederfahren koennte. Das passiert. Und das fuehlt sich besser an als alles, was im Alltag auf euch warten koennte.

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Nach etwas ueber einer Stunde waren wir da. Die Dark Cave bietet Touristen wie uns einiges an, und so etschieden wir uns fuer: Ziplining, Hoehlenbesichtigung mit Schlammbad, Kayakfahrt und anschliessender Nutzung des Kletterparks ueber dem Wasser. Bikini an und los.

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Als ich in der Zipline hing, war er wieder da. Der Moment, in dem alles irgendwie zu schoen ist um so richtig wahr sein zu koennen. Da flog ich also durch dieses einzigatig schoene Gebirge, unter mir eisblaues Wasser, ueber mir der Himmel. Aber ich hoere jetzt auf, euch damit vollzuschnulzen. Alles, was ich sagen will, ist, dass ich verdammt, VERDAMMT gluecklich bin, hier zu sein. Das wars dann eigentlich auch schon.

Nach dem Ziplining ging es weiter in die Hoehle. Wir waren leider in Gesellschaft einer ausschliesslich vietnamesischen Reisegruppe, weshalb der Tourguide nur vietnamesisch sprach. Das heisst – nicht ganz! Wir standen so am EIngang der Hoehle, der Guide erzaehlte und erzaehlte und deutete auf diverse Felsformationen, was von den vietnamesischen Touristen mit einem interessierten Nicken zur Kenntnis genommen wurde. Nach ca. 20 Minuten Vortrag, vermutlich ueber die Entstehung der Hoehle, ihre geologischen Gegebenheiten und so weiter und so fort, wandte er sich uns zu. „Aeh, sorry. Also -“ (sein Englisch liess sehr zu wuenschen uebrig) „Diese Hoehle heisst Dark Cave (dunkle Hoehle), denn hier gibt es kein Licht.“ sagte er, grinste, nickte, und winkte dann die gesamte Gruppe hinter sich her zur naechsten Station in der Hoehle. Sehr aufschlussreiche Fuehrung. Also entweder sind die Vietnamesen deutlich artikulierter als wir, ODER uns wurde die Fuehrung nicht GANZ vollstaendig uebersetzt. Es wird mir fuer immer ein Raetsel bleiben.

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Je weiter wir in die Hoehle liefen, desto dunkler wurde es. Ich habe gehoert, daher hat die Hoehle auch ihren Namen… Wie auch immer. Irgendwann war es nur noch der Schein unserer Stirnlampen, der uns den Weg duch die immer schlammiger werdenden Felswaende wies. Dann waren wir da. Im Schlammbad. Und das war SO lustig.

Es ist, wie in Ahornsirup zu baden, nur weniger klebrig. Und man treibt von ganz allein an der Oberflaeche – so cool! Man fuehlt sich ein bisschen wie eine menschliche Boje. War zumindest bei mir so. Man hebt die Fuesse, der Schlamm schiebt den Hintern an die Wasseroberflaeche, und man treibt. Sehr, sehr witzig. Die Jungs bauten einen Penis aus Ton, klebten den an die Felswand, und fanden DAS dann sehr witzig. So hat halt jeder seins.

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Nach 20 Minuten war der Spass vorbei und wir wateten wieder aus der Hoehle hinaus. Ich nutzte die Chance, mich nochmal am Bein zu verletzen, getreu dem Motto ganz oder gar nicht. Auf der Schlammrutsche zum Ausgang zog ich mir diverse, ziemlich tiefe Kratzer am rechten Oberschenkel zu. Also Update zu meinem Bein: Diverse, schlecht verheilende Mueckenstiche, eine Blase am Hacken, eine tiefe, naessende Brandwunde am Unterschenkel, ein tellergrosser Blauer Fleck am forderen Oberschenkel, und eine ansehnliche Sammlung blutiger Kratzer am Hintern. Es ist ein Bild fuer die Goetter.

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Nun denn. Vor der Hoehle wuschen wir uns im Frischwasser sauber und stiegen in die uns zugewiesenen Kayaks. Unseres hatte ein Loch, lief mit Wasser voll und kenterte. Fuenf. Mal. Dann gaben wir auf, liessen uns von Esther und Stan abschleppen und schwammen den Rest des Weges zum Steg. Ich weiss auch nicht, ich glaube, manchmal muss das Universum all das Glueck ausgleichen, das ich im Leben bisher so gehabt habe.

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Uebrig blieb dann nur noch der Kletterpark ueber dem Wasser, doch dem schenkte ich nicht mehr viel Beachtung. Mein Bein brannte wie Feuer, die Brandwunde hatte sich entzuendet und meldete sich bei jedem Schritt. Das einyige, was ich noch tat, war, mich an eine Seilbahn zu haengen und mich ins Wasser plumpsen zu lassen. Nein, ich korrigiere: Ich haengte mich mit beiden Haenden an diese Seilbahn, flog uebers Wasser, liess nicht rechtzeitig loss, hing also immer noch da, als mich die Federung am Stahlseil abrupt abbremste. Meine Haende hielten also an, meine Beine aber nicht, der Fliehkraft sei Dank. Und so flogen meine Beine weiter nach vorne, rissen ordentlich an meinen Armen, meine Haende schnippten vom Griff der Seilbahn und ich fiel rueckwaerts, Kopf zuerst, ins Wasser unter mir. Zehn Punkte fuer Form. Lustig wars trotzdem.

Als wir alle genug vom Wasser hatten wurde geduscht, gegessen, und wieder losgefahren, denselben, wunderschoenen Weg zurueck nach Hause. Nur leider deutlich langsamer als auf dem Hinweg. Warum? Der Vergaser an Esthers Moped war kaputt, weshalb es an je-dem Berg abstarb. Also schoben wir uns mit 15 kmh und beachtlicher Geraeuschkulisse durch die Landschaft. So blieb wenigstens genug Zeit fuer Fotos.

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Straße blockiert. Passiert schon mal, dann muss man traurig gucken.

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„Dan, wie ist es mit kaputtem Vergaser den Berg hoch zu fahren?“

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Zurueck am Hotel packte ich meine Sachen. Ich wollte mich noch am selben Abend allein auf den Weg nach Hanoi machen, mein Bus kam um 9.

Warum? Nun, das soziale Konstrukt, in dem ich mich in den vergangenen Tagen befunden hatte, war einfach nichts mehr fuer mich. Ich fuehlte mich nicht wohl, nicht willkommen und nicht verstanden. Ich hatte wieder angefangen Alkohol zu trinken und schlechtes Essen zu essen, zu lange aufzubleiben und mich zu sehr nach anderen zu richten. Und das wollte ich nicht mehr. Also verabschiedete ich mich von Esther, Stan und Dan, schulterte meinen schwarzen Handgepaeckrucksack und setzte mich alleine in den Nachtbus – nach Hanoi.

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