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Vietnam

Halong Bay

Halong Bay. Was fuer ein Traum.

Ich sass in einem Bus Richtung Halong Bay und konnte es noch nicht ganz fassen. Ich war endlich unterwegs. Neben mir sass Franziska aus Deutschland, ehemals leitende Dekorateurin bei H&M International, hatte ihren Job gekuendigt um die Welt zu bereisen. Die alte Leier. Mit ihr unterhielt ich mich jedenfalls ganz hervorragend, sodass die zweieinhalb Stunden Fahrt zum Faehranleger schnell vorbeigingen. Franziske verabschiedete sich zu einer anderen Destination, und ich steig mitsamt der restlichen Reisegruppe auf eine Schnellfaehre nach Cat Ba. Cat Ba ist eine relativ Grosse Insel in der Halong Bucht, auf der heute etwa 30.000 Menschen leben. Auf dem Weg dahin schloss ich schon mal Bekanntschaft mit einigen meiner Mitreisenden. England, Frankreich, Belgien, Australien, USA und die allgegenwaertigen Niederlande – alles dabei. Und keine Deutschen mehr. Perfekt.

Auf Cat Ba wechselten wie wieder das Vehikel und stiegen auf das Boot, auf dem wir die naechsten sechs Stunden des Tages verbringen sollten. Wir waren 25 Mann auf einem Boot, alleine und fernab von der normalen Touristenstrecke in der Halong-Bucht. Das hatte ich schon beim Buchen sichergestellt. Mir waren zwei Dinge wichtig gewesen: Ich wollte NICHT auf einem dieser Paryboote landen, die dafuer bekannt sind, dass man da nichts anderes tut als drei Tage lang durchgaengig zu trinken und zu feiern (Sodom und Gomorrha! Das kann man auch woanders haben) und ich wollte nicht da sein, wo jeder andere der zigtausend Touristen in der Bucht auch sein wuerde. Und so war ich auf jenem Boot gelandet. Was, wie sich bald herausstellte, genau die Richtige Wahl gewesen war.

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In den kommenden Stunden schipperten wir gemuetlich durch die schoenste Insellandschaft, die ich in meinem Leben je gesehen habe. Im Hintergrund lief gute Musik, irgendwann gab es frisch gekochtes Essen (sogar vegan fuer mich!), die Sonne schien, das Wasser war ruhig und die Gesellschaft gut. Ich fuehrte interessante Gespraeche, wechselte zwischen Sonnenschein und meiner gepolsterten Liege im Schatten und machte (zu viele) Fotos von den uns umgebenden Inseln.

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Irgedwann legten wir einen Stop ein, um Kayak zu fahren. Ich war erst skeptisch, besonders wegen meiner immer noch entzuendeten Wunde am Bein, verpackte die versehrte Gliedmasse dann aber einfach in einen blauen Muellsack und stuerzte mich ins Abenteuer. Das war auch gut so.

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Ich weiss gar nicht, was ich weiter dazu sagen soll. Ich lasse mal die Bilder fuer sich sprechen.

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Um 5 Uhr nachmittags erreichten wir Cat Ong, eine kleine Insel in der Naehe von Cat Ba, die dem Eigentuemer der Reisegesellschaft gehoerte, mit der wir gerade unterwegs waren. Mir gehen hier langsam die Adjektive aus, um all das Glück zu beschreiben, das ich mit dieser Tour hatte. Diese Insel war nicht weniger paradiesisch als all das, was ich auf dem Weg zu ihr gesehen hatte.

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Und unser Bungalow! Ich teilte mit ein Bungalow mit vier Mitreisenden: Stephen, Leah und Steffanie, allesamt Medizinstudenten aus Australien (und allesamt entsprechend interessiert an den Wundheilungsprozessen an meinem Bein) und Stephanie aus Colorado, mit der ich mir vorher bereits ein Kayak geteilt hatte. Der Bungalow war aus Bambus und sah aus wie aus einer verdammten TUI-Werbung. Steph und ich lagen bald in unnerem Doppelbett, an dessen Fussende ein Bodenlanges Fenster Ausblick auf das Meer und die gruenen Huegel auf Cat Ba am Horizot bot. Die Wellen rauschten am Strand, sonst hörte man nur dsa leise Fächern des Ventilators über uns. Wir waren angekommen. Fix und alle, und super glücklich.

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Das Abendessen war gut, nur leider war es, so wie alles, was ich in den kommenden zwei Tagen auf Cat Ong bekommen sollte, zu Tode frittiert. Aber es war vegan, und es war mehr als nur Reis und Gemüse. Dafür also ein großes Plus. Gut gesättigt saß dann unsere ganze Reisegruppe noch ein bisschen auf dem Balkon, unterhielt sich, spielte ein paar Spiele und beobachtete begeistert den Mond, der langsam am Horizont hinter den mittlerweile schwarzen Felsformationen aufstieg. Um 10 Uhr desselben Abends fielen Steph und ich auf unserem Bett in Ohnmacht und wachten nicht vor 7 Uhr am nächsten Morgen auf.

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Der kommende Tag war hauptsächlich von Faulheit geprägt. Es gab Frühstück, und dann bestiegen wir allesamt den Berg, der die gesamte Insel Cat Ong nunmal war, um den Ausblick über Halong Bay zu genießen. Klingt spaßig, kriegt aber einen bitteren beigeschmack wenn ich euch jetzt eröffne, dass an jenem Tage 42 Grad Celsius im Schatten und 91% Luftfeuchtigkeit herrschten. Mir war nicht klar, wie sehr ich schwitzen kann. Mir tropfte der Schweiß bald im Sekundentakt von Nasenspitze, Kinn, Ohren und Fingerspitzen, schweißige Rinnsäle an meinen Beinen durchweichten meine Schuhe, und mein Kleid war nicht fleckig , sondern nass. Komplett nass. Und das alles innerhalb von 20 Minuten. So schnell konnte ich gar nicht hinterhertrinken, auch, wenn ich mich sehr darum bemühte. Zusammenfassung: Der Ausblick war wirklich super, aber die körperliche Anstrengung, der es bedurfte, um ihn genießen zu können, war absolut abartig ekelig. Punkt.

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Wieder am Bungalow angekommen gab es eine kalte Dusche, ein bisschen Pause und dann Mittag. Mittlerweile hing mir das Frittierfett zum Hals raus und alles, was ich in diesem Moment haben wollte, war eine überdimensionierte Salatschüssel voll mit frischen Ananas, Mangos, Bananen und Äpfeln mir kaltem Sojajoghurt druber. Stattdessen gab es Ramennudeln und den allgegenwärtigen, frittierten Tofu. Ich beschränkte mich auf die Nudeln und ein paar Gürkchen und nahm mir fest vor, dass die erste Mahlzeit in Hanoi aus Ananas bestehen würde.

Nach dem Mittag reisten die 20 Leute aus unserer Gruppe ab, die nur einen Tag der Reise gebucht hatten, und so blieb nur die Besatzung unseres Bungalows zurück. Und tat was? Nun, wir hatten einen kurzen Mittagsschlaf geplant. Jener kurze Mittagsschlaf begann um 12:30 Uhr. Und endete um 15:45 Uhr.

Ich weiß echt nicht, was da los war. Ich glaube, unser aller Körper war diese Hitze mittlerweile zu viel, besonders, da wir ihr aufgrund fehlender Klimaanlagen auf der Inseln ununterbrochen ausgesetzt waren. Das, plus Wanderung und klebrig hoher Luftfeuchtigkeit setzten unseren Körpern ordentlich zu. Und das schwer verdauliche Fritteusenessen tat dann vermutlich sein übriges.

Wir wachten also kurz vor vier wieder auf, gerade rechtzeitig, um noch einen Kaffee zu trinken, bevor es um halb 5 mit dem nächsten Programmpunkt weiterging: Einer Wanderung zum Sunset-Beach. Juhu.

Ja, doch. Ehrlich Juhu. Ich fühlte mich ein bisschen ekelig und war froh, mich bewegen zu können. Außerdem freute ich mich auf einen Sonnenuntergang am Strand, die sind ja irgendwie immer schön. Innerhalb einer halben Stunde hatten wir den Strand auf der anderen Seite der Insel erreicht (so klein ist Cat Ong!), saßen auf den Steinen, erzählten über Gott und die Welt und beobachteten mal wieder einen wundervollen Sonnenuntergang. Ich war in Vietnam. Ich saß auf einer kleinen Insel in der Halong-Bucht und sah, in guter Gesellschaft, der Sonne beim Untergehen zu.

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Wir nahmen ein Wassertaxi zurück zu unseren Bungalows, aßen zu Abend und gingen wieder relativ früh ins Bett. Ich war richtig, richtig echt entspannt. Tolles Gefühl. Einnoch tolleres Grfühl war es nur, als um 00:45 Uhr endlich die Elektrizität wieder funktionierte und die verdammten Ventilatoren wieder liefen. Davor hatte ich zwei Stunden wach im Bett gelegen (so wie auch alle anderen Bewohner unseres Bungalows, wie sich herausstellte) und überlegt, ob es sich nicht vielleicht doch lohnt, das Risiko an Malaria zu erkranken einzugehen und einfach am Strand zu schlafen. Mit Ventilatoren war das Einschlafen dann aber kein Problem mehr.

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Nach dem Frühstück am nächsten Morgen (ICH WOLLTE ANANAS) verliessen wir Cat Ong und nahmen wieder ein Wassertaxi nach Cat Ba, wo uns ein Bus einsammelte und zum Cat Ba National Park brachte. Der Bus war klimatisiert und damit das Beste, was uns in diesem Moment hätte passieren können.

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Im Cat Ba National Park wartete wieder eine Wanderung auf uns. Wieder lief der Schweiß in Strömen. Wieder ging es steil bergauf, um am Ende den Ausblick geniessen zu können. Wieder lohnte es sich. Wieder erstreckten sich satt grüne Berge bis hin zum Horizont, an dem man bei genauerem Hinsehen einen ganz dünnen, blauen Streifen Wasser erkennen konnte. Wieder konnte ich mein Kleid auswringen.

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Nächster Halt war ein kleines Restaurant, in dem wir die einzigen Gäste waren und Mittag serviert bekamen. Reis und ein bisschen Grün für mich, was mir sehr recht war, weil es nichts frittiertes beinhaltete. Es fehlte nur etwas Ananas.

Im Anschluss daran brachte uns der Bus zum Boot, das Boot zum Hafen, unsere Füße zum nächsten Bus und dieser dann zurück in unsere Hostels in Hanoi. An jenem Abend tati ich NICHTS mehr. Außer natürlich eine Ananas zu kaufen. Und auch gleich zu essen.

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