Kategorien
Malaysia

Melaka

Am folgenden Tag war ich zwar fix und alle, bestieg aber nichts desto trotz einen Bus gen Melaka. Oder Melakka oder Malacca oder wie auch immer man es denn nun gerne schreiben möchte. Offensichtlich gibt es da kein Richtig oder Falsch.

Elaine hatte mich freundlicher Weise nach dem Frühstück auf dem Weg zur Arbeit am Busterminal abgesetzt, und mir als Abschiedsgeschenk, aufmerksam wie sie ist, einige Meter wunderschönen Stoffes in die Hand gedrückt.

„Weil dir die Saris so gut gefallen haben. Kannst dir eine Tasche draus nähen, oder ein Tuch. Es müsste sogar genug für ein Kleid sein, wenn du magst.“

So lieb, ich wusste gar nicht so recht wohin mit meiner Freude. Schlussendlich wurde die großzügige Gabe in einer noch freien Ecke meines kleinen Rucksackes verstaut und ich zog von Dannen, gen Busterminal Nummer 15. Transational Bus nach Melaka. Es konnte losgehen. Ging es auch. Sehr schicker Bus, beinahe leer, angenehm klimatisiert, und das alles zu einem unschlagbaren Preis von umgerechnet 2,80 Euro.

Nach zwei Stunden, die ich beinahe komplett verschlief, landete ich in Melaka. Melaka ist eine UNESCO-Weltkulturstätte, liegt im Prinzip genau auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Singapur, und da mich alle Weltkulturerbestätten, die ich bisher auf meiner Reise so besucht hatte, nicht enttäuscht hatten, wollte ich mir jene dann doch nicht entgehen lassen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Also spuckte mich der Bus nach zwei Stunden in Melaka Sentral aus, von wo aus ich ein Taxi zum Touristenpreis für fünf Euro (verhandeln zwecklos) zum Hostel nahm. So ist das mit Monopolen und dem Geld der Touris in Südostasien. Nun ja. Ich wollte mich nicht ärgern, bezahlte den Preis, der von mir verlangt wurde und freute mich über den herzlichen Empfang und die sauberen Zimmer in meinem Hostel. Das war im Übrigen eine Empfehlung von Hafez dem Ägypter gewesen, mit dem ich mich vor einigen Tagen abens in meinem Hostelzimmer in KL unterhalten hatte – ihr erinnert euch vielleicht.

Es war mittlerweile drei Uhr nachmittags und ich war seltsam kaputt, obwohl ich ja nicht wirklich viel gemacht hatte. Ich glaube, da holten mich dann einfach die Ereignisse der letzten Tage ein. Ich las also ein wenig, genoss die Internetverbindung, die ich in Elaines Wohnung nicht so recht gehabt hatte, und entschied mich um 5 Uhr dazu, mal durch die Stadt zu spazieren und nach frischem Obst zu suchen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ersteres gelang mit Erfolg, letzteres nicht im Geringsten. Ich lief eine geschlagene Stunde durch die Straßen, Wege und Gassen der Altstadt Melakas, betrachtete dabei die alten, ziegelroten Gebäude, die die Holländer vor vielen Jahren hier gebaut und die der Stadt den Status als Weltkulturerbestätte eingebracht hatten, und machte hier und da ein Foto. Was ich allerdings partout nicht fand war Frischobst, wohl zum ersten Mal auf meiner Reise. Als meine Füße etwas zu schmerzen begannen und meine Lifer immer schwerer wurden, begab ich mich, zugegebener maßen leicht frustriert, zurück zu meinem Hostel. Das gute an dieser missglückten Einkaufstour war aber, dass ich noch ab Tag meiner Ankunft alles wichtige in der Stadt zumindest mal gesehen hatte.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Am folgenden Tag zwang ich mich zu nichts und genoss alles. Die beste Art und Weise, nach ereignisreichen Zeiten wieder ein bisschen Ruhe einkehren zu lassen. Ich aß in einem nahe gelegenen Restaurant indisch zum Frühstück, Brot mit Curry und Dal für sage und schreibe 60 Cent. Dann mietete ich ein Fahrrad in meinem Hostel und radelte in bester Holländermanier durch das an jenem Tage so sonnige Melaka.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Hier und da setzte ich mich auf eine Bank, überschlug meine Beine und beobachtete fröhlich die an mir vorbeiziehenden Menschen, Touristen, Einheimische, und nicht zu vergessen die Rikschafahrer in Melaka.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Die Rikschas in Melaka sind tatsächlich ein Schauspiel für sich. Üppig dekoriert in bunten Blumen, blinkenden Neonlichtern und riesigen „Hello Kitty“-Figuren und ausgestattet mir überraschens leistungsstarken Lautsprechern, aus denen durchgängig Musik dröhnt – alles vom quietschig-fröhlichen „Iˋm a Barbie Girl“ bis hin zu bitterernstem Heavy Metal. Ich genoss das Schauspiel einige Minuten lang, und als die Sonne mir die Beine zu verbrennen drohte, schwang ich mich wieder auf meinen fahrbaren Untersatz und radelte weiter.

Irgendwann fand ich – Überraschung – ein Einkaufszentrum. Dies zu besuchen kam mir gar nicht so dumm vor, da die Sonne mittlerweile so hoch stand, dass das Radeln nicht mehr angenehm und Schattenplätze nicht mehr zu finden waren. Also parkte ich, setzte mich in die Klimatisierte Halle, bestellte einen Kaffee und tippte meinen ersten Kuala Lumpur-Blogpost.

Anschließend fand ich mal wieder den einzigen Buchladen weit und breit – und kaufte dieses Mal sogar was.

„The Monk who sold his Ferrari“, zu deutsch: „Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte“, von Robin Sharma. Dieses Buch war mir jetzt zum etwa siebten Mal untergekommen, und mehrere Menschen hatten es mir auf meiner Reise unabhängig voneinander empfohlen. Und da es nicht sonderlich groß oder schwer war entschied ich, dass es Zeit war, es zu kaufen. Ich kann jetzt schon Mal sagen, dass das eine sehr gute Idee gewesen war. Unbedingt lesen, wenn ihr könnt.

Na jedenfalls bezahlte ich dieses Buch und da sich das Wetter außerhalb des EInkaufszentrums mittlerweile wieder ein wenig abgekühlt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg, weiter durch die Stadt. Ich kam an die Festung „A Faosa“ und spazierte auf den Hügel, auf dem sie gelegen war, und von dem aus man einen wundervollen Ausblick auf die Stadt hatte – und sogar das Meer sehen konnte. Ich genoss die Ruhe, die blühenden Gärten rund um die Festung und flanierte entspannt umher, betrachtete Natur und Menschen um mich herum und war sehr zufrieden mit allem.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Als ich genug hatte radelte ich zurück zu meinem Hostel und ließ mich glücklich mit meinem Buch ins Bett fallen. Doch zum Lesen kam es leider mal wieder nicht.

Neben mir im Bett lag neuerdings eine sehr freundliche, aber auch sehr mitteilungsbedürftige Holländerin. Und so machte ich mal wieder eineinhalb Stunden Konversation. Ich will ja hier wiklich nicht zynisch wirken. Oder wie eine Eigenbrödlerin oder wie ein Mensch der soziale Kontakete scheut. Das tue ich weißgott nicht. Aber es gibt so Momente, in denen hat man eben keinen Bock auf die immer gleiche Backpacker-Leier. Jenes war einer von ihnen. Aber ich spielte mal mit, konstant die besorgte Warnung meines Vaters im Hinterkopf, ich sollte bloß aufpassen, dass ich keine Eigenbrödlerin werde. Also gut. Passte ich eben auf und unterhielt mich mit dieser sehr freundlichen, aber leider überdurchschnittlich uninteressanten Person. Nichts gewonnen, 90 Minuten Lebenszeit beigegeben. Ich sollte da echt einfach rigoroser werden.

Am Abend radelte ich nochmal los, zum nächstgelegenen Supermarkt, um ein bisschen frisches Obst zu besorgen. Bananen, Äpfel und Rosinen sollten mir als Abendessen und Frühstück für den kommenden Tag dienen. Ich war sehr zufrieden mit dem Einkauf, der an meinem Lenker baumelte, als ich bei Sonnenuntergang ein letztes Mal über den Holländerplatz in Melaka fuhr.

Am nächsten Morgen gab es Frühstück, bevor mich meine unheimlich nette Gastgeberin wieder nach Melaka Sentral fuhr – zu einem Viertel des Preises, den ich vor zwei Tagen für das Taxi bezahlt hatte. Seis drum. Ich hatte entspannte und wirklich schöne zwei Tage in Melaka verbracht, und freute mich jetzt auf das, was vor mir lag.

Vier Stunden Busfahrt in die Zukunft, in die Stadt der Städte, in das Land des Geldes, in das UFO inmitten Südostasiens – Singapur.

3 Antworten auf „Melaka“

Hallo Klara!
Ich finde es immer wieder neu sehr interessant was du schreibst und muss manchmal wirklich nachdenken ob ich ein Buch oder einen Blog lese!
Sehr schön! Mach weiter so!

MfG Lara

Hallo Lara,
vielen, vielen Dank für die lieben Worte! Ich freue mich wahnsinnig, wenn ich weiß, dass das, was ich hier so schreibe auch tatsächlich gelesen wird 🙂 Würde mich freuen, wenn du dabei bleibst!
Ganz liebe Grüße aus Bali,
Klara

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert