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Zurück mit Glück.

Ich bin wieder da.

Vor heute genau zwei Wochen schloss ich das letzte Mal die Tür meiner kleinen, balinesischen Wohnung hinter mir ab, schulterte meinen kleinen, schwarzen Rucksack, der mir in den vergangenen vier Monaten ein so treuer Begleiter gewesen war, und drückte Kadek den Haustürschlüssel in die Hand.

„Hast du alles?“

„Ich denke schon, ja.“

„Sehr schön. Dann gute Reise!“

„Danke Kadek. Danke für alles.“

„Immer wieder gerne. Kommst du vorbei, wenn du das nächste Mal auf Bali bist?“

„Bestimmt.“

Und dann wanderte ich los, ein letztes Mal vorbei an den Reisfeldern, an den plätschernden Bewässerungskanälen, gen Deutschland.

24h später kam ich am Frankfurt International Airport an. Ich hatte 40 Stunden lang nicht geschlafen und eine Nacht am Terminal in Doha verbracht, war dort 16 Euro für ein Frühstück bestehend aus Kaffee, zwei Bananen und einem Bananen-Erdbeer-Smoothie losgeworden. Mein Rucksack war so schwer wie meine Lider, trotzdem durchflutete mich eine nicht zu verachtende Welle des Glücks, als mich der junge Grenzbeamte nach einem Blick in meinen Reisepass breit angrinste und sprach: „Willkommen zurück in Deutschland!“

Am Gate wartete bereits meine liebe Freundin Pia auf mich. Mein Leib- und Seelenmensch. Vor mittlerweile über einem Jahr hatte sie zur selben Zeit wie ich ein Praktikum bei Bosch in Stuttgart begonnen und war, dem Himmel sei Dank, an den Schreibtisch hinter mir gesetzt worden. Seitdem waren wir zusammen in Porto und Hamburg gewesen und hatten in den Wochen und Monaten unserer Trennung quasi täglich korrespondiert. Jetzt war ich wieder im Lande und hatte beschlossen, mir die vergleichsweise kurze Distanz zwischen Frankfurt und Stuttgart zunutze zu machen und nach meiner Heimkehr noch ein paar Tage in Stuttgart, einer meiner vielen Wahlheimaten, zu verbringen.

Gesagt, getan.

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Zwei Nächte verbrachte ich bei Pia. Ich genoss, aus dem Wasserhahn trinken und barfuß duschen zu können, die pünktlichen und sauberen Züge und ja, auch die deutsche Spießigkeit, die sich unweigerlich durch ganz Stuttgart zieht. Wir aßen Porridge beim Oatmeal-Sunday, wo ich gleich auch noch Kristof traf. Mit dem hatte ich damals bei Bosch zusammengearbeitet, er war Mitgründer einer der von Bosch engagierten Agenturen gewesen. Witzig. Die Welt ist und bleibt nun mal ein Dorf, und Stuttgart wohl ganz besonders.

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Als Pia wieder arbeiten musste, zog ich um. Zu Sonja, zurück in meine alte WG, nur dieses Mal ohne eigenes Zimmer. Da war mittlerweile witziger Weise ein Mädel eingezogen, dem ich bekannt vorkam – wie sich herausstellte war sie die Freundin eines Freundes und hatte mich vor einem Jahr auf dem Campusfest unserer Hochschule in Wernigerode gesehen. Kleine Welt? Sagte ich bereits?

Sonja und ich verbrachten jedenfalls auch ein paar sehr entspannte Tage. Wir gingen unsere alte Runde spazieren, tranken Sojalatte in unserem Stammcafé, bummelten durch die Stuttgarter Innenstadt, kochten gutes Essen. Wie in alten Zeiten.

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Nach drei weiteren Nächten war es dann Zeit für mich zu gehen. Ich stieg in das Auto einer Mitfahrgelegenheit, die ich übers Internet aufgetan hatte und die mich witziger Weise direkt von Stuttgart bis zum Ascherslebener Bahnhof fuhr. Von da aus brachte mich Chris, ein guter und – ja, man kann es wohl sagen – alter Freund zum Hause meiner Eltern.

Die Überraschung war gelungen. Meine Mutter hatte ich eingeweiht, mein Vater und meine Geschwister hingegen hatten mich erst eine Woche später erwartet, und so rollte eine Woge der Erleichterung durch unser Haus, als mich alle endlich wieder wohlbehalten zu Hause angekommen wussten.

Als ich mich an jenem Abend in das Gästebett meiner Eltern legte, hatte ich ein eigenartiges Gefühl. Das heißt, eigentlich war es gar nicht so eigenartig, genau genommen kannte ich es nur zu gut, aber ich hatte es einfach noch nicht so bald wieder erwartet.

„So. Kann wieder losgehen. Wann buchen wir den nächsten Flug?“

Das wird wohl nie aufhören.

Ihr wollt ein Fazit?

Ich würde es immer wieder tun. Mit allen Höhen und Tiefen, die ich erlebt und hier auf dem Blog so gut es irgend ging festgehalten habe, würde ich es nochmal machen. Ohne Frage.

Jetzt bin ich schon wieder eine Woche bei meinen Eltern, und manchmal sitze ich im Schneidersitz auf meinem Bett, gucke die dunkelviolette, perfekt ovale Brandwunde über meinem Knöchel an und frage mich, ob das alles wirklich passiert ist. Das leuchtende Plankton, die tausend Sterne im Meer vor Kambodscha, meine Nacht im stillen Haus der Hmong-Familie in den wolkenbehangenen Bergen Nordvietnams, mein illegaler Ausflug in den abgesperrten Teil eines Wasserfalls in Laos, der barfüßige Arzt mit stumpfem Skalpell in Thailand, die Filmpremiere in Kuala Lumpur, die von der Abendsonne in goldenes Licht getauchte Skyline von Singapur, meine allabendlichen Yogastunden mit Rusty Davis.

Was allerdings heute noch genau so präsent ist wie auf Bali ist all das, was ich während meiner Reise gelernt habe. Ich. Bin. Glücklich. Wahnsinnig glücklich, und dankbar für mein Leben mit allem und jedem, was und der dazugehört. Ich kann mich nicht entsinnen, seit meiner Rückkehr einmal richtig wütend gewesen zu sein. Oder richtig traurig, oder so richtig genervt. Stattdessen habe ich einen gesunden Abstand zu allem und eine ebenso gesunde Nähe zu mir selbst, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich bin ruhig, zufrieden und glücklich, ich freue mich auf alles, was vor mir liegt und über alles, was ich bereits hinter mich gebracht habe. Und das ist etwas, was mir niemand mehr nehmen kann. Und das ist gut, denn ich erinnere mich gerne an die liebe Bhud und ihre weisen Worte:

„Alles, was du verlieren kannst, hat niemals wirklich dir gehört.“

So. Trotz all dieser großartigen Veränderungen, die so in mir von statten gingen, sind natürlich auch die Abenteuer, die ich auf meiner Reise erlebt habe, nicht zu verachten. Ich habe tausend Geschichten zu erzählen und mir während meiner Reise wie gesagt die größte Mühe gegeben, den größten Teil hier auf diesem Blog für euch zu dokumentieren. Als kleinen Abschluss, jetzt, wo ich wieder da bin, gibt es da noch was!

Nachdem ihr mir alle virtuell gefolgt seid, möchte ich euch ganz herzlich zu einem ganz realen Treffen einladen – und zwar zu meiner Lesung.

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Am kommenden Dienstag, den 27.09., werde ich um 19:00 Uhr in der Kirche in Meisdorf ein paar ausgewählte Beiträge aus meinem Blog hier vorlesen. Leinwand und Beamer werden organisiert, also gibt es hoffentlich auch ein paar Bilder anzugucken, und ich würde mich riesig über jeden freuen, der sich die Zeit nehmen und sich dazusetzen möchte. Ich freue mich drauf, all die Erinnerungen, die für mich schon jetzt so surreal wirken, zusammen mit euch noch einmal aufleben zu lassen und einfach einen schönen und gemütlichen Abend zu verbringen.

Also – bis dahin!

Eine Antwort auf „Zurück mit Glück.“

Wie schön, dass du wieder da bist! Ich freue mich riesig!
Ein sehr schönes Zitat, welches gleich in mein Zitate-Heft kommt 🙂

Deine Erzählungen und Gedanken sind eine wunderbare Bereicherung und Inspiration! Bis morgen (:

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