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Battambang to Phnom Penh

Also gut. Wie gestern bereits angekündigt folgt heute noch ein kleiner Nachtrag zu meinem Aufenthalt in Battambang: Unser abendlicher Besuch im ¨Phare Ponleu Selpak¨, übersetzt ¨Die Helligkeit der Künste¨, dem Zirkus in Battambang. Los gehts.

Gegen abend hatten Esther und ich Bekanntschaft mit Chip gemacht. Chip, eigentlich Charles mit vollem Namen, hatte ebenfalls seinen Job als Investmentbanker in New York gekündigt und sich dazu entschieden, seine Wohnung aufzugeben und mal zu reisen. Irgendwie kommen einem hier nur solche Menschen unter. Jedenfalls wollte Chip auch gerne in den Zirkus, und so teilten Esther, er und ich uns zu dritt das Tuktuk zum Zirkuszelt. 5US$ für das Tuktuk, und zwar hin und zurück – der Fahrer hat einfach während der Show auf uns gewartet. Total verrückt. Die Zirkustickets hatten wir schon vorher im Hostel gekauft, die waren mit 14US$ pro Karte nun wahrlich kein Schnäppchen gewesen. Doch ganz offensichtlich war dieser Zirkus was, was man nichtverpassen sollte, und die Einnahmen dienten ja einem guten Zweck. Also saßen wir bald zu dritt wie die Hühner auf der Stange auf einer klassischem Zuschauertribüne in einem klassischen, sehr kleinen Zirkuszelt, knabberten das Popcorn, das Chip uns spendiert hatte und warteten gespannt auf den Beginn der Show.

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Und die war super. Super schlicht zwar im Vergleich zu dem, was mir von meinem letzten Zirkusbesuch vor etwa zehn Jahren noch in Erinnerung geblieben ist, aber trotzdem einfach toll. Da waren einfach motivierte junge Leute am Werk, die die ganze zeit gelacht, getanzt und geturnt haben, und es hat unendlich viel Spaß gemacht, dabei zusehen zu dürfen. Im Prinzip war es eine Akrobatikshow mit einer Geschichte, der ich sicher besser hätte folgen können, wenn meine Khmerkenntnisse nicht so furchtbar schlecht wären. Die sechs Akrobaten, alls zwischen 14 und 17 Jahre alt, waren die volle Stunde lang auf der Bühne und turnten was das Zeug hielt, zu Livemusik vom Rande der Bühne. Das war toll. Punkt. Da sieht man mal, dass es nicht viel an Technologie braucht für einen schönen Abend. Die Requisiten bestanden im Grunde nur aus: Vier Bambusrohren, einem hohen und einem flachen Tisch, einer langen Bahn Seide, zwei Holzkästen und drei abgesägten Plastikrohren. Und fertig ist die Zirkusshow.

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Nach Ende der Show ging es wieder zurück zum Hostel, wo wir mit dem Abendessen noch 1 1/2 h todschlugen, bis der Pick-Up zum Nachtbus nach Phnom Penh um 10:30 Uhr vorfuhr. Jaa, der Nachtbus. Auch wieder so eine Sache.

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Zum Nachtbus sei gesagt, dass mein Vater vermutlich nicht dazu in der Lage gewesen wäre, ihn zu nutzen. Spätestens bei Ankunft in Phnom Penh wäre sein halbes Gesicht dem Patt zum Opfer gefallen und seine Bandscheiben hätten sich in den Sommerurlaub auf Hawaii verabschiedet. Der Bus war super dreckig, hatte kein Klo, und auf den Kopfkissen, Decken und Laken waren offensichtlich frische Flecken jeglicher Coleur, deren verschieden mögliche Herkunftsorte ich mir gar nicht erst vorstellen wollte. Im Großen und Ganzen sah der Bus so aus, als würde ein mal wöchentlich das Bettzeug gewaschen und wir hätten leider den Abend des sechsten Tages erwischt. Aber egal. Die Schuhfrei-Politik, die hier beinahe alle Hostels vertreten, hat mich binnen einer Woche ziemlich gut abgehärtet. Wer barfuß in ein Bad laufen kann, das außer ihm selbst noch 20 fremde Menschen nutzen, der kann sich auch in diese Nachtbus-Bettwäsche legen, dachte ich. Und ja, es ging. Nur das Kopfkissen musste ich noch aufgrund der unmittelbaren Nähe zu meinem Gesicht in meine Sweatjacke wickeln, ansonsten war alles paletti. Glücklicher weise war der Bus sogar so leer, das Esther und ich nicht gezwungen waren, uns das einen Meter breite Bett zu teilen, und so konnte ich einen GANZEN METER BETT alleine genießen. Toll! Und so ging es los, über nach wie vor holprige Straßen in Richtung Phnom Penh. 30 Minuten später musste ich mal. Und ihr wisst ja vielleicht, wie das so ist, wenn man auf Toilette muss, schlafen will und genau weiß, dass man nicht gehen kann. Im Bus gab es zumindest keine Toilette, und Zwischenstopps waren nicht geplant. So lag ich also da, ziemlich unentspannt, und drehte und wendete jede mir einfallende Lösungsmögkichkeit für dieses akture Problem, als der Bus plötzlich stehen blieb. Das Licht blieb aus, draußen redeten ein paar Leute, Motor und damit auch Klimaanlage liefen nicht mehr. 5 Minuten, 10 Minuten, eine halbe Stunde. Bereits in Minute 9 war der Bus so heiß, dass ich dachte, ich müsste sicher bald sterben. Und trinken ging ja gerade schlecht. Von draußen hörte man immer wieder Stimmen und ein Geräusch, das klang, als würde jemand lustig mit einem Schraubenschlüssel außen gegen die Karosserie hämmern. Nach vierzig Minuten tappte ich barfuß wie ich zu sein hatte aus dem Bus. Ich. Musste. Mal. Da führte jetzt kein Weg mehr dran vorbei. ¨Toilet?¨ Der Fahrer guckte mich verwirrt an. Ich nickte. ¨ Yes okay, go, go!¨ Ich sah mich um. Witzbold.

Wir standen mitten in der kambodschanischen Einöde, links neben uns die Straße, auf der in regelmäßigen Abständen laut hupende LKW an und vorbei rasten, rechts neben uns eine Reihe verlassen aussehender Häuser. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und so fand ich mithilfe meiner Handytaschenlampe ein paar Schritte vom Bus entfernt einen Mauervorsprung von etwa einem halben Meter. You take what you get.

Wieder kürze ich ab: Kurze Zeit später schien das technische Problem im Bus behoben und es ging endlich weiter. Ich war glücklich. Und mit ausgeschaltetem Licht konnte man sogar die Flecken in der Bettwäsche vergessen.

¨PHNOM PENH!¨ waren die ersten Worte, die ich heute morgen zu hören bekam, und zwar vom sichtlich genervten Busfahrer, der mit beiden Händen die Vorhänge zu meinem Bett aufgezogen und mich fest ins Visier genommen hatte. Offensichtlich war ich dann doch irgendwann eingeschlafen. Also packten Esther und ich unsere sieben Sachen, holten unser Gepäck aus dem Kofferraum und standen, bald allein, auf den Straßen von Phnom Penh.

Eine Antwort auf „Battambang to Phnom Penh“

Und jetzt? Und nun? Wie geht es weiter? Das ist ja wie „Fortsetzung folgt.“ bei einer spannenden Serie ( die man heutzutage dank Netflix und Co. ja munter bis zum Ende durch sehen kann.) Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Also kamen mobile Toiletten noch nicht zum Einsatz. Bin gespannt wie ein Flitzebogen auf die Fortsetzung!!!!!

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