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Vietnam

Ho Chi Minh City (Saigon)

Nachdem wir vor wenigen Tagen unser Paradies verlassen und uns wieder dem Ernst des Lebens eines Reisenden verschrieben haben, ist es für mich mal wieder an der Zeit, mich hier auf dem Blog bemerkbar zu machen – mit einer Zusammenfassung zu den vergangenen drei Tagen. Los gehts.

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Die Busfahrt von Sihanoukville nach HCMC war ein einziges Abenteuer, um nicht zu sagen eine wahre Odyssee. Bus Nummer 1 zurück nach Phnom Penh war erstmal genau so dreckig wie der letzte Nachtbus, doch das war ja nicht anders zu erwarten gewesen. Eher problematisch war die Tatsache, dass wir nach 20 Minuten Fahrt ohne mit der Wimper zu zucken einen Hund überfuhren, und etwa zwei Stunden später von einem ohrenbetäubenden Knall am hinteren Ende des Busses (in dem wir lagen) aufgeweckt wurden. Sekunden später war die gesamte hintere Hälfte des Busses voll Rauch, und ich glaube, ich habe mich noch nie so schnell durch einen nur ca. 45cm breiten Mittelgang geschoben. Nun barfuss vor dem Bus stehend ging ich davon aus, dass das Beheben des soeben entstandenen Schadens sicher einige Zeit in Anspruch nehmen würde, doch wie sich herausstellte läuft hier wirklich nichts wie erwartet, und so wurden wir nach nur etwa 10 Minuten wieder in den Bus gebeten – zur Weiterfahrt. Ich guckte den Busfahrer an.

„Was war denn da eben los?“

„Weiss ich auch nicht.“

„Aeh… was?“

„Ich weiss es nicht.“

So. Nachdem ich diese Information erhalten hatte war es weder Esther noch mir möglich, ein Auge zuzutun. Einerseits aufgrund der (vielleicht nicht komplett) irrationalen Angst, uns könnte jeden Moment der Bus unterm Hintern weg explodieren, andererseits wegen der im Folgenden nicht mehr funktionstüchtigen Klimaanlage. Die nächsten 2 Stunden Fahrt verbrachten wir also bei 38Grad Celsius in einem Bus zusammen mit ca. 25 anderen Menschen und versuchten, nicht an Überhitzung zugrunde zu gehen. Irgendwann waren wir dann in Phnom Penh. Buswechsel.

Es war mittlerweile Mitternacht und wir wurden gebeten, eine Stunde lang auf den nächsten Bus zu warten. Taten wir, und zwar an einem Ort, der aussah, wie der kriminelle Paketumschlagplatz eines jeden semi-professionell produzierten Krimis. Da war alles dabei: Flackernde Neonröhren, Kakerlaken, hundert Geckos an den Wänden und eine Ratte, die hin und wieder etwas desorientiert über den Boden huschte und dabei einige der wartenden Touristinnen aufscheuchte. Sehr pittoresk, diese Situation, und auch irgendwie lustig, wenn man nicht mehr mittendrin sitzt und vor Müdigkeit beinahe vom Hocker kippt (sagte sie, als hätte sie tatsächlich den Luxus eines eigenen Hockers geniessen dürfen).

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Der nächste Bus kam dann mit funktionierender Klimaanlage und leicht geräumigeren Sitzen. Zu schoen um wahr zu sein, richtig? Richtig. Neben uns lag leider ein ca. 50-jähriger Lustmolch, der nichts besseres zu tun hatte, als immer wieder über den Gang zu reichen und uns anzufassen, als wir den Eindruck machten, dass wir schliefen. Also zogen wir um, auf die hintersten, engsten Plätze des Busses, auf denen sich die Klimaanlage nicht mehr regeln liess, und froren uns in Top und kurzer Hose bei 20 Grad durch die Nacht. Erholsam ist anders.

Die vietnamesische Grenze erreichten wir um 6 Uhr, doch leider öffnet die immer erst um 7. Also wieder warten, dann schlage stehen, Reisepass abgeben, einsammeln, kontrollieren, Gepäck durchleuchten lassen, und wieder in den Bus. Der Lustmolch war weg, wir bezogen erneut die geräumigeren Plätze ganz vorn und freuten uns, dass uns vor Ankunft in HCMC tatsächlich noch 2 Stunden einigermassen anständigen Schlafes vergönnt waren. Ich bitte an dieser Stelle um Applaus dafür, dass wir diese Reise unversehrt hinter uns gebracht haben. Danke. Danke.

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Auf dem Weg zu unserer Unterkunft wurden wir zwei Mal beinahe fast getötet. Also, versehentlich, versteht sich, als wir die Strasse zu überqueren versuchten. Hier in Vietnam gibt es keine Tuktuks, doch dafür etwa drei Mal so viele Mopeds wie in Thailand oder Kambodscha, und die fahren gleichermassen auf Fahrstreifen und Bürgersteig. Man lernt nie aus. Mit unserm Hostel hatten wir offenbar eine gute Wahl getroffen. Die netten Angestellten erlaubten uns, schon zwei Stunden vor der eigentlichen Check-In Zeit unsere Betten zu beziehen und so holten wir erstmal einige Stunden der versäumten Nachtruhe nach. Doch einen ganzen Tag verstreichen lassen, ohne etwas zu unternehmen, das geht natürlich nicht. Und so machten wir uns um 14:00 Uhr auf zum War Remnants Museum, dem Museum zum Vietnamkrieg. Sehr beeindruckend.

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Die Berichte sind natürlich nicht sonderlich objektiv, aber das ist in einem Vietnamkriegsmuseum in Vietnam wohl auch nicht anders zu erwarten. Ausserdem: Welcher Kriegsbericht ist schon objektiv? Die Geschichtsbücher schreiben bekanntlich immer die Gewinner. Fest steht, dass hier grosse Sauereien passiert sind. Und, dass wir darüber in der Schule mal wieder viel zu wenig gelernt haben.

Im Anschluss an dieses Kulturprogramm gab es Essen, welches wir darauf folgend wieder abliefen, indem wir einige architektonische Highlights der Stadt abschritten – hauptsächlich Überbleibsel aus der französischen Besatzungszeit. Notre Dame, die alte Poststelle, das Opernhaus. Alles sehr europäisch, sehr schick, irgendwie deplatziert und deshalb spannend. Um 9 Uhr fielen wie beide wie Steine ins Bett. In dieser Nacht schlief ich 12 Stunden lang durch.

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Fuer den naechsten Tag hatten wir uns vorgenommen, KEINE Tour zu den Cu Chi Tunneln zu buchen, sondern uns daran zu versuchen, selbst zur Attraktion zu gelangen. Der Plan war gut, scheiterte jedoch an der Umsetzung. Nachdem wir 40 Minuten lang vergeblich nach der richtigen Bushaltestelle gesucht und mindestens 5 Vietnamesen mit der immer gleichen Frage, nämlich „Wo fährt denn Bus Nummer 13 nach Cu Chi?“ genervt und DANACH auch nach einer halben Stunde Fussmarsch noch immer keinen Motorradverleih aufgetan hatten, stand fest: Heute wird entspannt. Und eine Tour für morgen gebucht. Gesagt, getan. Tour gebucht, Kaffee getrunken, Postkarten geschrieben, dann eine 70-minütige Ganzkörpermassage für 6€ gegönnt. Damit war die Entspannung wieder hergestellt. Es hatte in der Zwischenzeit angefangen zu regnen, doch auch das konnte uns nicht mehr so richtig aus der Bahn werfen. Es ist schliesslich Regenzeit hier in Vietnam. Was will man da erwarten. Ausserdem sehen die ganzen Motorradfahrer doppelt witzig aus, wenn sie sich eines dieser praktischen Regencapes überstülpen.

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Mittag gab es in einem veganen Restaurant (Überraschung), doch dieses Mal gabs was ziemlich verrücktes: Veganes Huhn, das aussah und schmeckte wie… Huhn… und ein verganes Ei. Ja, das Ei auf diesem Bild da ist vegan. Kein Tier hat daran mitgewirkt. Verrückt, oder? Und ganz lecker war es eigentlich auch.

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Beim Mittag leistete uns Jeremy Gesellschaft, sehr netter Typ. Kanadier, Job gekündigt, bereist jetzt die Welt, nebenher Fotograf… die Geschichte wiederholt sich. Jedenfalls verstanden wir uns so gut mit Jeremy, dass wir danach gleich noch mit ihm in eine Saftbar umzogen und uns im Anschluss an einen hervorragenden, frischen Maracujasaft (mein Favorit!) einen Laden von ihm Zeigen liessen, in dem wir billige, schlecht kopierte, dafür aber englische Bücher erwerben konnten. Ich vermisse nämlich seit einigen Tagen Lesematerial. Jetzt bin ich dank Jeremy stolze Besitzerin einer von Hand fotokopierten Ausgabe von Paulo Coelhos „Aleph“.

Doch wie so oft trennten sich unsere Wege wieder, und so waren es wieder nur Esther und ich, die zurück zu unserem Hostel spazierten. Doch nur um uns schnell umzuziehen, denn wir hatten noch ein Ziel für den Abend: Die Chill Skybar im 25. Stock des AB Towers in Saigon. Bis 20:30 Uhr war Happy Hour und wir wollten uns den Ausblick über das nächtliche Saigon nicht entgehen lassen. Ist uns gelungen. Guck:

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Heute morgen um 9 Uhr startete unsere Tour zu den Cu Chi Tunneln. An dieser Stelle vielleicht mal ein paar Informationen dazu, was das überhaupt ist:

Im Vietnamkrieg führten die USA im kapitalitischen Südvietnam Krieg gegen kommunistische Guerillakampfer, die Viet Cong. Die waren im grossen und ganzen eine Untergrundorganisation, bestehend aus Männern, Frauen und Kindern, und damit für die Amerikaner nicht von der „normalen“ Bevölkerung Vietnams zu unterscheiden. Das endete im Tod unzähliger Unschuldiger, inklusive eben Frauen, Kinder, Kranker usw. Die Viet Cong hatten in ganz Südvietnam Tunnelsysteme errichtet, in denen sie lebten, kämpften und arbeiteten. Statt eines Frontenkrieges gab es Fallen und strategische Angriffe auf die US-amerikanische Armee. Das größte und heute noch am Besten erhaltene Tunnelsystem der Viet Cong sind die Tunnel in Cu Chi. Und DIE haben wir uns heute angeguckt.

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Sehr spannend. Was die sich alles ausgedacht haben, kann ich hier nicht wiedergeben. Kommt doch einfach selbst mal her…? Leider ist die ganze Anlage doch sehr, sehr touristisch. So durfte jeder mal durch einen echten Viet-Cong-Tunnel kriechen oder sich auf einem Panzer fotografieren lassen… dieses Angebot nutzten besonders die chinesischen Reisegruppen gerne, und sorgten so für doch eher bizarre Szenen.

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Ad absurdum geführt wurde unser Besuch aber erst an der Stelle, an der uns angeboten wurde, doch selbst am Schiessstand mal ein Maschinengewehr zu bedienen. Nein nein nein. Ich bin ja für vieles zu haben, aber ich werde sicher nicht zur direkten Abnehmerin der Waffen- und Munitionsindustrie.

Von diesem Ausflug sind Esther und ich jedenfalls vor etwa zwei Stunden zurückgekehrt und jetzt sitze ich alleine mit meinem Kaffee im Starbucks und nutze das Internet hier. Und da ich mir zum Schreiben dieses Beitrags Esthers Macbook geliehen habe, komme ich mir bei dieser Aktion sehr hipster vor. Cheerz.

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P.S.: Falls ihr es bis hierhin geschafft haben solltet: Ein ganz besonderer Gruss geht heute an die Klasse 7a vom Dr. Frank-Gymnasium Stassfurt. Ich freue mich riesig, wenn ihr mitlest, und es wäre toll, wenn ihr in den Kommentaren hier unten mal auch euch aufmerksam macht. Keine Sorge, die einzige, die eure Mailadresse sieht, bin ich 🙂

Eine Antwort auf „Ho Chi Minh City (Saigon)“

Liebe Klara …deine Tage klangen aber sehr spannend und aufregend . Ich hab mir vom Aussehen Vietnam ganz anderst vor gestellt …voll cool gleich noch was gelernt . Ich werde deine Blogs aufjedenfall verfolgen und noch viel Spaß bei deiner Reise. Übrings danki für die Lieben Grüße^^
MFG Linda ♡

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