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Dalat Part II

Am darauffolgenden Morgen schliefen wir aus. Weil wir es konnten. Und, weil wir noch am Abend zuvor beschlossen hatten, uns an diesem Tag keiner Tour oder sonst irgendjemandem anzuschliessen, sondern auf eigene Faust die Umgebung zu erkunden.

Um 10:30 Uhr stand unser Leihroller vor unserem Hostel. Der kostete uns fuer den gesamten Tag 120.000 Dong (4,80€) plus eine Tankfüllung für 60.000 Dong (2,40€) und war damit günstiger als alles, was wir sonst mit unserer Zeit hätten anfangen können.

Den Anfang als Fahrer(in) machte Esther, die war das bereits gewohnt und true sich zu, uns unversehrt aus dem Dschungel des vietnamesischen Innenstadtverkehrs herauszumanoevrieren. Gelang ihr auch. So brausten wir bald fernab von allem, was an eine Stadt erinnert, mit flatternden T-Shirts und Tuchhosen über leere Landstrassen, links und rechts von uns nichts als vietnamesischer Alltag, eingefasst von den tiefgrün bewaldeten Bergen des südvietnamesischen Hochlandes. Entsprechend glücklich war ich mit den Umständen, wie ihr euch sicher denken könnt.

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Unser Ziel waren die Elephant Falls, zu denen es mit dem Roller etwa eine Stunde dauerte. Wir kamen problemlos an, parkten unser Gefährt auf dem dafür vorgesehenen Streifen Beton und begaben uns zum Ort des Geschehens: Dem Wasserfall.

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Einem grossen Wasserfall, um genau zu sein. Sehr gross. Daher eventuell der Name. Geparkt hatten wir am oberen Ende der Elephant Falls, und so führten uns solche rutschigen, matschigen, steinigen Pfade die Felswand hinab, dass jeder deutsche Sicherheitsbeauftragte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und die gesamte Anlage sofort und ohne Umschweife weiträumig abgesperrt hätte. Doch das war nur ein weiteres Abenteuer, und damit eine tolle Sache.

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Nachdem wir auch den Aufstieg erfolgreich hinter uns gebracht hatten, waren wir hungrig. Direkt gegenüber fand sich ein kleines Restaurant, das zumindest das notfall-vegane Gericht im Angebot hatte: Reis mit Gemüse. Es mag ja langweilig klingen, aber ich könnte das locker eine Woche lang drei Mal am Tag essen, bevor es mir zum Hals raus hinge. Von daher war ich mit der Auswahl sehr zufrieden, und ausserdem konnten wir in diesem Restaurant draussen auf einer Terrasse sitzen und auf einen See gucken. Okay Teich. Nennen wir es Teich. Mit ein paar lebendigen Fischen und auch ein paar to… Nun. Ein vietnamesischer Landteich. So nenne ich es.

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Weiter ging es mit mir als Fahrerin. Die Tatsache, dass es sich bei unserem Gefährt um einen vollautomatischen Motorroller handelte, befähigte mich dazu, eine recht passable Fahrerin abzugeben. Und so fuhr ich nach zwei Testrunden in einem Kreisverkehr flott über mäßig gut gewartete vietnamesische Landstrassen, Esther hinten drauf, eine Stunde lang in Richtung Langbian Peak.

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Langbian Peak ist ein beliebter Aussichtspunkt hier in der Gegend, und da wir nun schon mal unabhängig waren, wollten wir uns den nicht entgehen lassen. Am Fuss des Langbian angekommen mussten wir leider unseren Roller stehen lassen. Von hier aus ging es nur zu Fuss oder mit den Jeep weiter – das hatten wir nicht mit einkalkuliert. Der beginnende Regen und die ausgelatschten Billig-Flip-Flops an unseren Füssen waren nicht gerade die besten Voraussetzung für eine Bergbesteigung, und so stellten wir uns an das Kassenhäuschen, in dem es Tickets für die Jeeps zur Spitze gab.

„Ihr fahrt hoch?“

Eine Vietnamesin, etwa Mitte vierzig (oder zwölf oder siebzig, ganz ehrlich, wer weiss das schon so genau bei diesen Asiaten), drehte sich zu uns um und deutete Auf den Berg.

„Ja, wir wollten mit dem Jeep…“

„Wir teilen.“

„Was?“

„Wir nehmen einen Jeep. Sechs Leute. Meine Tochter hier, der da, die da, du und du. Macht dan 50.000 Dong für jeden von uns. Ist billiger. Okay?“

Wir schielten kurz auf den Preisaushang am Kassenhäuschen und rechneten so schnell es ging nach. Passte.

„Ist in Ordnung.“

„Sehr schoen! Wir haben Nummer 3.“

Und so liefen wir hinter der freundlichen Vietnamesin mitsamt ihrer Tochter und einem sehr schweigsamen Pärchen hinterher, bis hin zu Jeep Nummer 3. Das war irgendwie recht einfach gewesen.

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Auf dem Langbian Peak war es kalt. Bibberkalt. Der Fahrer hatte uns für eine Stunde lang alleine gelassen, und unsere kurzen Hosen und Shirts waren plötzlich nicht mehr die geeignete Montur für die Wetterumstände. 10 Minuten später begann es zu allem Überfluss auch noch zu regnen, also verkrochen wir uns in das eine Cafe auf dem Langbian. Das vietnamesische Mutter-Tochter-Duo wartete schon auf uns.

Fuenf Minuten spaeter standen vor Esther und mir jeweils eine warme Sojamilch, spendiert von unseren neuen Bekanntschaften, und wir plauderten fröhlich über Gott und die Welt. Die beiden kamen aus Saigon und gönnten sich gerade drei Tage Urlaub in Dalat, da es hier so angenehm kalt sei (das kann ich nur bestätigen, im Vergleich zu Saigon ist das hier ein absolutes Paradies). So schlugen wir die Zeit tot, bis uns unser Jeep nach einer Stunde Aufenthalt auf dem Berg wieder abholte und mehr oder minder sicher wieder an den Fuß des Langbian brachte.

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Unser Roller war in der Zwischenzeit in einen Laden umgeparkt worden – was uns weniger wunderte, als man jetzt vielleicht vermuten könnte. Hier bietet jede Geschäftsfläche mindestens zwei Dienstleistungen an. Pizza und gebrauchte Schuhe, Reiseagentur und Bibliothek, Mopedmechaniker und Frisör. Also warf uns „Bekleidungsgeschäft und Parkhaus“ nicht mehr so richtig aus der Bahn. Wir zahlten die 5.000 Dong (10 Cent) Parkgebühr, parkten aus, und machten uns auf den Weg ins Hostel, wo wieder ein Powernap mit anschliessender, heisser Dusche auf uns wartete. Es gibt einfach nichts besseres nach einem ereignisreichen Tag, erst recht nicht, wenn einem der Hintern von drei Stunden Mopedfahrt vibriert.

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Der Abend dieses Tages ähnelte dem vorherigen Abend sehr. Auf dem Weg zur 100 Rooftop Bar hatte ich Brian die Jackfrucht unterm Arm, und irgendwie schafften Esther und ich es wieder nicht vor 2 Uhr morgens ins Bett. Es gibt wohl so Tage.

Am nächsten Morgen klingelten unsere Wecker leider schon um 7 Uhr, doch warum, das erzähle ich beim nächten Mal.

2 Antworten auf „Dalat Part II“

Liebe klara!
Wie immer ist es mir eine Freude deine Berichte zu lesen, weiter so, ich bleibe dran 🙂

Bussis aus Österreich
Babsi

Babsi!!
Da hat mein Herz ja gerade einen kleinen Salto geschlagen, als ich von dir gelesen habe 🙂 Wie schön!
Beste Grüße aus dem Nachtbus in Vietnam,
Klara

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