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Hanoi Part II

Da war ich gerade wieder ganz weit vorne mit dem Bloggen und dann lande ich unerwartet auf einer einsamen Privatinsel in der Halong Bucht, mit nur der Haelfte meines Gepaecks und kaum Elektrizitaet, was mich blogmaessig wieder drei Tage zurueckschmeiss. So spielt das Leben. Jedenfalls muesst ihr deshalb jetzt mit der gekuerzten Version meines restlichen Hanoiaufenthaltes Vorlieb nehmen. Los gehts.

Am naechsten morgen hatte sich die Brandwunde an meinem rechten Bein so weit verschlimmert, dass es eindeutig Zeit wurde, einen Arzt aufzusuchen. Nach kurzem Googeln nahm ich ein Taxi zum Family Health Center Hanoi, wo mich nach kurzer anmeldung Dr. Brian McNaull, ein britischer Mittfuenfziger mit tiefer Stimme, in Empfang nahm.

„Brandwunde, hm? Motorrad?“

„Jap.“

„Hm. Tut das weh, wenn ich hier drücke…?“

„AU VERDAMMTE SCHEISSE! – Äh… Entschuldigung…“

„Das heißt dann wohl ja. Ich schreib mal ein Antibiotikum auf, dann machen wir das sauber und verbinden es. Kannst zum Verbandswechsel morgen wiederkommen, wenn du noch in Hanoi bist. Nicht ins Wasser gehen in den kommenden zwei Wochen, okay?“

„Alles klar Doc.“

„Haha, du bist deutsch, oder? Hab in letzter Zeit viele Deutsche behandelt.“

„Ja, ich glaube, wir sind einfach furchtbar ungeschickt.“

„Allerdings! Jetzt warte hier. Die Schwester kümmert sich. Wird schon alles wieder.“

„Danke.“

Und damit klopfte mit Dr. Brian McNaull. auf die Schulter und verschwand durch die Tuer, durch die er gekommen war.

Den Rest des Tages wanderte ich mit verbundenem Bein durch Vietnams Hauptstadt. Das witzige an Asiaten ist ja, dass sie einen immer auf Wunden hinweisen. Darueber hatte ich schon mit einigen Europaeischen Auswanderern gesprochen, und alle stimmten mir zu. Kaum 10 Minuten auf der Strasse, hatten bereits drei am Strassenrand sitzende Vietnamesen auf meinen Verband gezeigt und entweder gelacht, geschimpft oder mitleidig geguckt und irgendeinen Kommentar abgegeben, den zu uebersetzen ich leider nicht in der Lage war. Vermutlich sowas wie: „Das haste ja super hinbekommen!“ – und da konnte ich ihnen nur zustimmen.

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An jenem Tag besuchte ich den Ngoc Son Tempel, der auf einer kleinen Insel im Hoan-Kiem-See mitten im Zentrum von Hanoi steht – ein sehr friedlicher Ort – und verbrachte viel Zeit in diversen Cafes, in denen ich meinen vietnamesischen Kaffee schluerfte (der ist einfach unendlich gut) und die Leute auf der Strasse beobachtete.

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In einem Der Cafes, dem „The Note Coffee“, klebten lauter Klebezettel mit netten Botschaften an Waenden, Tueren, Tischen und Fenstern und ich war herzlich dazu eingeladen, meinen Senf dazuzugeben. Tat ich auch. Ich griff mir einen Zettel und einen Stift und schrieb in grossen Buchstaben „MAKTUB – Es steht geschrieben“ drauf, klemmte ihn dann zwischen Fensterrahmen und Scheibe neben mir und begutachtete stolz mein Kunstwerk. Ich war sehr zufrieden.

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Am Abend jenes Tages schlendete ich zum Thang Long Water Puppet Theatre – Dem traditionellen Wasserpuppentheater in Hanoi. Fuer 100.000 Dong (4 Euro) kann man sich dort eine Vorstellung traditionellen Wasserpuppentheaters (wer haette das gedacht) angucken, und dieses Stueck Kultur wollte ich miterleben. Die Vortellung war in Vietnamesisch, aber wunderschoen und anders als alles, was ich bis dahin in meinem Leben an Puppentheater so gesehen hatte. Hat sich also gelohnt, solltet ihr mal in Hanoi sein, schaut auf jeden Fall vorbei.

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Der darauffolgende Tag begann wieder mit einem Besuch beim Arzt, zur Knontrolle und fuer einen Verbandswechsel. Achtung, es wird explizit, wenn ihr esst, kommenden Absatz lieber ueberspringen.

Die tote Haut verabschiedete sich endlich. Beziehungsweise wurde von der netten kleinen Krankenschwester verabschiedet, und als sie dafuer sorgte, waere ich ihr am Liebsten vom Tisch gesprungen. Die Brandwunde darunter war doch tiefer als erwartet, und so fuehlte sich das Saeubern etwa so an, als wuerde mir jemand mit einem Stueck Watte ueber den blanken Muskel streicheln. So aehnlich war es ja irgendwie auch. Also fast. Jedenfalls lag ich baeuchlinks da und dachte an all die schoenen Dinge, die mir waehrend des Reisens schon passiert waren, und fuer die ich ja irgendwann mal irgendeinen Preis zahlen musste. Als die Prozedur vorbei und ich neu verbunden war, war ich trotz einwandfrei funktionierender Klimaanlage komplett nassgeschwitzt und humpelte leicht benommen wieder aus der Praxis. Da hatte ich mir echt was ganz tolles eingebrockt.

Ich stieg in ein Taxi und liess mich zum Chợ Đồng Xuân Markt fahren, dem groessten Markt in Hanoi, in der Hoffnung, neue Kleidung zu finden. Tat ich leider nicht, denn alles was es da gab, was Ramsch der ganz untersten Kategorie. Trotzdem war ich froh, mal durch die Markthallen zu laufen, denn offensichtlich hatte kein Tourist ausser mir diese Idee gehabt, und so genoss ich einige Minuten puren vietnamesischen Alltag. Als es mit zu heiss wurde machte ich mich auf den Weg zu meinem naechsten Ziel: Der LA-Studio Galerie und veganen Baeckerei. Jawoll.

Kurze Zeit spaeter sass ich auf dem Boden eines Raumes, an dessen Waenden diverse Oelgemaelde verschiedener Kuenstler lehnten, neben mir eine Bananenkiste als Tisch und unter mir ein kleines Kissen als Polster. Ich war der einzige Gast, wahrscheinlich auch, weil das LA-Studio unheimlich schlecht ausgeschildert im zweiten Stock eines Gebaeudes liegt, welches man nur erreicht, wenn man durch eine zwielichtig dunkle Gasse laeuft und ein paar dreckige, alte, geflieste Treppenstufen hinter sich laesst. Ich bestellte einen Milchkaffee und Bananeneis mit hausgemachtem Muesli, packte meine Tastatur und mein Handy aus und fing an, einen Blogpost zu tippen. Irgendwann kam die Besitzerin rein, und wir kamen ins Gespraech.

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Khoai war 22 Jahre alt und ihr Englisch war perfekt. Sie hatte ein Jahr lang in Australien und ein weiteres Jahr in Indien gearbeitet und dann zusammen mit einer Frau aus Paris diese kleine Gallerie mit integriertem Cafe eroeffnet. Sie hatte Marketing studiert und erzaehlte mir von ihrem grossen Traum, irgendwann selbst ein Stueckchen Land zu haben, wo sie ihr eigenes Essen anbauen koennte. Sie lebte seit drei Jahren vegan und wir verstanden uns ganz prima. Irgendwann musste sie los. Als ich aufgegessen und meinen Kaffee getrunken hatte, schrieb ich eine Nachricht und meine Mailadresse auf einen Zettel, klemmte einen 200.000 Dong- Schein dahinter, legte beides unter mein leeres Kaffeeglas und machte mich auf den Weg zurueck in die Innenstadt. Vielleicht googelt sie ja, was ich mit „Maktub“ gemeint habe.

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Ich machte einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt, nahm das Angebot einer 80.000 Dong-Manikuere an, ass Reis mit Gemuese an einer Strassenecke und ruhte mich dann ein wenig im Hostel aus.

Am Abend ein weiterer Spaziergang, initiiert von meinem Heisshunger auf Ananas. Ich kaufte zwei Ananas, die mir eine nette aeltere Dame vor meinen Augen in handliche Stueckchen geschnitten und sorgsam in eine Plastiktuete gelegt hatteund lief zum Ufer des Hoan-Kiem-Sees, um zu picknicken und dabei aufs Wasser zu gucken. Und als ich da so sass, in der einen Hand mein Buch, in der anderen die Ananas, setzte sich ein kleiner Vietnamese neben mich.

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Er war Student in Hanoi und an den See gekommen, um Englisch zu lernen und wollte wissen, ob ich mich ein bisschen mit ihm unterhalten koennte. Da sag ich doch nicht nein!

Zehn Minuten spaeter waren es drei kleine Vietnamesen, und es war weniger eine Unterhaltung als ein Vortrag ueber Politik und Korruption in Vietnam, unterbrochen von vereinzelten Fragen zur demografischen Entwicklung und Wirtschaftslage in Deutschland. Das war voellig in Ordnung fuer mich, ich lauschete gespannt den Geschichten der Jungs und freute mich, aus erster Hand die unverfaelschte Meinung der Studenten zur Politik hier zu bekommen.

An diesem Abend ging ich wieder frueh ins Bett, denn am naechsten Morgen sollte es frueh losgehen – zu meinem Abenteuer in der Halong-Bucht.

Eine Antwort auf „Hanoi Part II“

Bin weiter sehr gespannt.
Mein Mann hat vor Jahren auf einer Insel Tierversuche mit Affen gemacht.
Frag mal,ob es diese AffenInsel noch gibt.
Es ging um Anwendung von Influenzaimpfstoff. Na,für ihn War es ein großes Abenteuer. Für diese Affen ?

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