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Asia Thoughts

Vom Alleinsein und der lieben Einsamkeit

Tag 40.

40 Tage bin ich jetzt unterwegs. Beinahe 6 Wochen. Und ich habe den ersten Durchhänger. Was ja irgendwie zu erwarten war.

Ich wusste, er würde kommen. Schon als ich im Januar in Leipzig saß und meinen Flug gebucht habe wusste ich, dass auf der Reise eine Zeit kommen würde, in der ich Heimweh bekommen würde. Großes Heimweh. Vor Einsamkeit.

Die Zeit ist jetzt.

Erst einmal möchte ich sagen, dass Einsamkeit nichts mit Alleinsein zu tun hat. Die beiden haben nichts gemein. Man kann allein sein, aber nicht einsam (mein Favorit), einsam, aber nicht alleine, einsam und allein oder keins von beidem. Das funktioniert völlig unabhängig voneinander. Während allein sein ein physischer Zustand ist – man ist als Einzelperson unterwegs, man hat niemanden dabei, den man kennt – ist Einsamkeit psychischer Natur. Dann fühlt man sich nicht nur, als wäre physisch niemand bei einem, sondern auch, als wäre einem geistig und emotional niemand mehr so richtig nah. Und das ist keine schöne Sache. Ich bin gerade beides. Alleine, und einsam. Gefühlt zumindest.

Woher das rührt, weiß ich nicht. Vielleicht kommt es daher, dass ich mit den Menschen, die ich hier treffe, selten mehr als ein paar Stunden oder wenige Tage verbringe und die Beziehungen dadurch anstrengend oberflächlich bleiben. Oder daher, dass ich praktisch nur Reiseduos, -trios oder Gruppen zu treffen scheine. Oder daher, dass jeder, den ich treffe, ganz andere Prioritäten zu haben scheint als ich.

Irgenwie habe ich den Zeitpunkt verpasst, an dem „Was studierst du? Warum? Was willst du in deinem Leben tun, was sind deine Pläne, was deine Ziele?“ Fragen wie „Hast du schon mal LSD probiert? Warst du schon in dem Club, in dem das bier nur 6.000 Dong kostet? Hast du den blonden Typen da gesehen? Den hab ich gestern abend mitgenommen!“ gewichen ist.

Da kommt man nicht zur Ruhe. Ich packe ein und aus und ein und aus, und wenn man dann niemanden hat, der einem das Gefühl gibt, dass man nicht ganz allein ist auf der Welt, dass es Konstanten gibt, bestehend aus Menschen die sind wie man selbst, dann wird man eben einsam. Andere Menschen sind der Anker, den man hat, wenn alles, was man bei sich trägt, ins Handgepäck passt. Wenn man nie in seinem eigenen Bett schläft und sich durch Lander manövriert, deren kulturelle, gesellschaftliche und klimatische Bedingungen einem täglich alles abverlangen. Ohne ist das schwer. Deshalb hab ich gerade Heimweh.

Jetzz versteht mich bitte nicht falsch. Ich jammere nicht. Keinesfalls. Nie. Ich bin unendlich glücklich und dankbar, hier sein zu dürfen. Ich erlebe großartige Dinge und ja, ich habe tolle Leute getroffen. Ich weiß auch, dass in einer Woche alles anders aussieht, und, was ich zu tun habe, wenn mich Wehmut beschleicht. Das weiß ich am Besten.

Wenn ihr das hier lest bin ich deshalb gerade zwei Tage lang wandern. In Sapa, dicht an der Grenze zu China, dem kältesten Ort Vietnams. Durch Reisterassen und Gebirgszüge, begleitet von Frauen der einheimischen Bergvölker, beherbergt und bekocht in deren Haus. Ich melde mich, wenn ich wieder zurück bin. Vielleicht treffe ich ja tolle Menschen.

3 Antworten auf „Vom Alleinsein und der lieben Einsamkeit“

Liebe Klara, es ist wie immer eine Freude deinen Gedanken zu folgen . . . zu schön beschreibst du die Dinge die da kommen, gehen und gerade sind. Ich wünsche dir viel Kraft auf deinen weiteren Wegen und der Herausforderung allein Einsam zu sein.
Ich drücke dich, und komme in Gedanken ein Stück mit, auf deinem Weg.
LG Ronny

Hallo Klara,
das sind ja Wahnsinnsbilder. Sie schleudern mich geradezu in meine Erinnerungen an unsere Vietnamreise. Es ist ein wunderschönes Land mit beeindruckenden Menschen. Ich wünsch dir weiterhin GUTE REISE . Liebe Grüße Christiane

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